Wie bleibt die Erotik, wenn aus Verliebtheit Liebe wird?

Wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben, ist Sex meist das Allergrößte. So manches Paar kommt in der ersten Zeit kaum aus den Federn. Alles ist neu und aufregend. Der Körper des anderen wird erschmeckt, erfühlt, entdeckt. Man beschäftigt sich intensiv miteinander, will alles wissen, probiert aus und lacht viel miteinander. Manchmal macht man sogar Dinge, die man sonst nicht machen würde. Sex ist wie ein Spiel mit allen Sinnen. Er ist toll und am liebsten würde man miteinander verschmelzen oder sich zumindest gegenseitig auffressen, mit Haut und Haaren. Neurowissenschaftler vergleichen diese Verliebtheit mit einer Sucht. Und tatsächlich werden im Gehirn dieselben Areale wie bei Drogen aktiviert. Ähnlich schlimm sind deshalb auch die Entzugserscheinungen, wenn einer der Liebenden plötzlich geht. Aber davon soll hier nicht die Rede sein.

Was verändert sich eigentlich?

Nach der ersten Phase der Verliebtheit kommt langsam wieder etwas Normalität ins Leben. Die Liebe verändert sich. Wenn die rosarote Brille abgenommen wird, entwickelt der andere auf einmal eine ganz eigene Persönlichkeit. Wow, die ist uns vor lauter Glückshormonen ja ganz entgangen! Also entdeckt man sich noch einmal neu und stellt fest, ja, den anderen mag ich wirklich. Oder eben auch nicht. Aber auch davon soll hier nicht die Rede sein. Die Liebe verändert sich von der himmelhochjauchzenden Vernarrtheit in ein beständigeres tieferes Gefühl der Verbundenheit. Freunde und Hobbys werden wieder wichtiger und schlaflose Nächte sind auf einmal nicht mehr aufregend sondern anstrengend.

Die intensive körperliche Nähe und der spielerische Umgang mit Sexualität geht vielen Paaren verloren, wenn sie sich ein gemeinsames Leben aufbauen und vom Alltag eingeholt werden. Viele sehnen sich später nach der aufregenden Anfangszeit zurück und fragen sich, warum der Sex auf einmal langweilig ist. Zum einen möchte ich dazu sagen, dass nicht die Anfangsphase Normalität ist, sondern das, was darauf folgt. Und kein Mensch möchte wirklich ewig der Achterbahn seiner Hormone ausgeliefert sein. Und zum anderen möchte ich einmal darauf aufmerksam machen, wie wahnsinnig viel Zeit man sich in den ersten Monaten füreinander genommen hat. Stunden, ja ganze Tage haben die frisch Verliebten miteinander verbracht, sich gegenseitig die Sterne vom Himmel geholt und nur die allerbesten Seiten an sich gezeigt. Und wie ist das heute??? Nach der Arbeit schnell zum Sport, dann auf die Couch. Und kurz vorm Einschlafen soll es dann knistern und Funken sprühen? Ja, das hört sich in der Tat wenig erregend an.

Guter Sex ist wie ein Spiel mit allen Sinnen

Die gute Nachricht: Wir haben es selber in der Hand, ob wir unser Liebesleben aufregend gestalten oder nicht. Sex findet ja nicht nur auf der körperlichen Ebene statt. Sex hat so viel mit Fantasie, Humor und Offenheit zu tun. Sex ist eine Art, wie wir miteinander kommunizieren. Auch unsere Persönlichkeit spiegelt sich in unseren Vorlieben und Abneigungen wider. Sich kurz vor dem Einschlafen über den anderen zu rollen, hat jedoch nur wenig damit zu tun. Die Lösung ist also ganz einfach: Nehmen wir uns Zeit und geben wir unserer Fantasie auch über die ersten Monate hinaus Raum. Spielen wir wieder miteinander!

 

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