Die Stopp-Start-Technik – Übung macht den Meister

Neulich traf ich gänzlich unerwartet meinen ersten Liebhaber wieder, nach vielen Jahren, eigentlich schon Jahrzehnten, mitten auf der Straße. Er war damals ein Liebhaber im klassischen Sinne. Da ging es nicht um die große Liebe oder Familiengründung. Da ging es einzig um Sex und Leidenschaft. Und wenn man so etwas eingeht, muss der Sex schon gut sein, sonst macht es ja keinen Sinn. Nun sollte aber jeder Mann ein guter Liebhaber sein. Und jede Frau natürlich eine gute Liebhaberin. So wie viele Wege nach Rom führen, führen auch viele Wege zu gutem Sex. Einer davon ist es, den männlichen Orgasmus so lange hinauszuzögern, bis die Frau auch kommt oder gekommen ist (gern natürlich auch mit tatkräftiger Unterstützung bei der Klitorisstimulation). Und darin war mein Liebhaber allerbeste Sahne. Dass er aber so lange konnte, hatte er sich antrainiert. Und zwar mit der Stopp-Start-Technik, wie er mir jetzt verriet. Und diese Technik möchte ich euch hier vorstellen.

Willst oder kannst du nicht warten?

Die Erregungskurven von Frauen und Männern sind sehr unterschiedlich. Während ein Mann schon kurz vor dem Höhepunkt steht, ist die Frau vielleicht gerade erst am Anfang ihrer Erregungsphase. Das passiert gern dann, wenn das Vorspiel eher kurz ist und der Geschlechtsverkehr im Mittelpunkt steht. Kommt der Mann bereits jetzt, hat die Frau ganz klar das Nachsehen. Entweder er hat noch Lust, nimmt einen Vibrator, lässt seine manuellen oder oralen Künste spielen oder sie nimmt ihren Orgasmus selber in die Hand. Das ist allerdings nicht unbedingt die Regel. Viele Frauen geben sich damit auch zufrieden, weil sie sich entweder nicht trauen, etwas zu sagen oder weil ihnen diese Form der Nähe bereits ausreicht. Der Orgasmus ist ja nicht das Maß aller Dinge.

Nun gibt es Männer, die zu früh kommen, weil sie ihren Orgasmus nicht hinauszögern wollen. In dem Fall sollte man wohl an der inneren Einstellung arbeiten und darüber aufklären, was es mit den Erregungskurven und dem weiblichen Orgasmus so auf sich hat. Und vor allem auch darüber sprechen, warum Frauen dabei die Lust auf Sex ganz vergeht. Aber es gibt auch Männer, die ihren Höhepunkt nicht hinauszögern können, obwohl sie es gern würden. Und es gibt die, die länger können, aber gern noch dazulernen. In den letzteren beiden Fällen ist die Stopp-Start-Technik bestens geeignet. Denn hier geht es darum, sich selber und die eigene Erregung zu spüren und damit zu spielen.

Der berühmte „Point of no Return“

Das kennen vor allem Männer: Es gibt diesen einen Moment, an dem sie ihren Orgasmus nicht mehr stoppen können. Das ist der „Point of no Return“, kurz PNR. Und hier setzen wir an. Die ersten Schritte sollten allein durchgeführt werden, um Unsicherheiten und Leistungsdruck zu vermeiden. Ihr masturbiert also und kurz vor dem PNR wird gestoppt. Keine Bewegung mehr. Wenn es schiefgeht und der Orgasmus euch doch überrollt – na gut, es gibt Schlimmeres. Dann fangt ihr eben bei nächster Gelegenheit von vorn an. Bei Frauen ist es leider eher so wie mit einem verlorengegangenen Nieser. Wenn wir kurz vor dem Orgasmus gestoppt werden, ist er weg. Haaa….. weg. Und das war es dann. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber dennoch ist die Technik wirklich eher für Männer geeignet.

So, wer es geschafft hat, vor dem Orgasmus zu stoppen, atmet tief durch und beginnt von vorn, sobald die Erregung sich etwas gelegt hat. Zwei bis drei Unterbrechungen in 15 Minuten werden empfohlen, bevor es dann zum Orgasmus kommen darf. Das hört sich nicht nach viel an. Wenn man sich jedoch überlegt, dass der durchschnittliche Geschlechtsverkehr sechs Minuten dauert, kann man das schon anders sehen. Wer sich einigermaßen sicher fühlt und seinen PNO unter Kontrolle hat, geht nun einen Schritt weiter. Beim Sex mit der Partnerin wird ebenfalls gestoppt, sobald ein Orgasmus naht. Keine weiteren Bewegungen, bis Ihr euch wieder etwas entspannt habt. Wenn ihr ein Problem mit der vorzeitigen Ejakulation habt, solltet ihr sie einweihen, damit sie weiß, dass auch sie in diesen Momenten mit jeglicher Stimulation warten muss. Anschließend kann es weitergehen. Auch ein Stellungswechsel kann einen solchen Moment der Entspannung hervorrufen.

Die Erfolgschancen stehen gut

Die gute Nachricht: Dieses Üben macht Spaß! Und mehrmaliges Üben pro Woche fördert die Erfolgschancen. Das gibt jede Menge Orgasmen für einen guten Zweck. Und natürlich gibt es auch jede Menge Möglichkeiten, die Übungen zu verfeinern. Zusätzliches Gleitmittel, Masturbation durch die Partnerin, Oralverkehr mit Stopp-Start!? Auch ist es eine Möglichkeit, den Penis am Anfang ganz langsam einzuführen – vielleicht auch nur die Eichel – und erst einmal stillzuhalten und zu entspannen. Wenn es um den vorzeitigen Samenerguss geht, sollte ein Paar mit dem Geschlechtsverkehr allerdings solange warten, bis sich beide sicher fühlen. Auch das nimmt den Erfolgsdruck. Und genau der kann auch eine Ursache des Problems sein. Eine kleine Einschränkung gibt es: Männern, die unter der lebenslangen vorzeitigen Ejakulation leiden, hilft die Technik nicht. Hier ist in aller Regel die Einnahme von Medikamenten angesagt. Das ist also mein Vorschlag an jeden guten Liebhaber: Lasst euch Zeit und lasst eurer Liebsten den Vortritt. Schon das Wissen um euer Können und eure Zurücknahme kann wunderbar entspannen.

 

Veröffentlicht auf https://www.orion.de/blog/die-stopp-start-technik-gegen-vorzeitigen-samenerguss/

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