Liebling, lass uns streiten!

Ich kenne ein Ehepaar, das streitet sich auf eine liebevolle Weise den ganzen Tag. Und ich liebe es sehr, sie dabei zu beobachten. Denn es ist eine besondere Art der Intimität, die sie damit zeigen. Nach vielen Beziehungsjahren sind sie so vertraut miteinander und kennen ihre eigenen und die Schwächen des anderen sehr gut. Aber sie kennen auch ihre Stärken. Sie wissen, was sie zusammenhält und was sie am anderen lieben. Und das ist es, was zählt. Sie bringen sich Wertschätzung entgegen, indem sie dem anderen auch immer wieder sagen, was sie an ihm mögen. Dadurch ist es möglich, dass sie sich mit viel Humor auch immer ein klein wenig über den anderen lustig machen können und trotzdem nie an ihrer Liebe zweifeln. Übrigens machen sie das auch mit mir und ich liebe auch das! Sie können unterschiedliche Meinungen vertreten und trotzdem gemeinsam durchs Leben gehen, weil sie genau das am anderen schätzen – eine eigene Meinung zu haben.

Eine eigene Meinung ist das A und O in einer Beziehung

Denn genau das gibt der Liebe die besondere Würze. Nichts ist langweiliger als zu allem immer Ja und Amen zu sagen. Am Anfang einer Beziehung erscheint die Verschmelzung der Körper und der Seelen reizvoll. Aus zwei wird eins und man wünscht sich nichts so sehr wie diese totale Übereinstimmung. Mit der Zeit merken jedoch die meisten, dass sie wieder ihre eigene Luft zum Atmen brauchen und schaffen etwas Abstand zwischen sich und dem Partner.

Nun gelingt es nicht jedem, sich in einem angemessenen Rahmen auszutauschen und so trägt jedes Paar seine Differenzen anders aus. Bei manchen knallt es, wenn Grenzen abgesteckt und unterschiedliche Meinungen kundgetan werden. Schnell werden Dinge gesagt, die man hinterher am liebsten wieder zurücknehmen möchte. Das ist besonders schwer zu ertragen, wenn man sich noch nicht sicher in der Beziehung fühlt. Versöhnungssex ist dann besonders schön, weil der durch den Streit geschaffene innere Abstand sich auf der körperliche Ebene verringern lässt und man sich auf diese Weise der gegenseitigen Liebe wieder versichert.

Andere Paare streiten sich nie. Aus Rücksichtnahme auf den Partner, aus einem inneren Harmoniebedürfnis heraus oder einfach aus Angst, den Partner zu verlieren, behalten sie oft für sich, was ihnen wichtig ist. Sie leben in einem dauernden Kompromiss, der nach außen erstrebenswert erscheinen mag, nach innen aber dazu führt, dass sich beide Partner in ihren Wünschen beschneiden. Das wirkt sich natürlich auch auf die Sexualität aus. Wer aus Angst vor einem Streit oder Zurückweisung nicht mitteilt, was sie oder er mag, wird keine Erfüllung finden. Denn Gedankenleser gibt es nur in der Fantasie.

Die richtige Streitkultur

Streiten gehört zu einer Beziehung dazu. Auch meine Freunde haben sich früher wild gefetzt. Je länger sie aber zusammen und je sicherer sie sich ihrer Beziehung waren, desto weniger temperamentvoll wurden diese Auseinandersetzungen. Es gibt ein paar einfache Regeln: Hört dem anderen zu, was er oder sie zu sagen hat und nehmt das dann ernst und tut es nicht einfach ab. Versichert euch durch Rückfragen, ob ihr das Problem auch richtig verstanden habt. Sprecht in Ich-Botschaften, sagt also anstatt anklagend „Du schläfst immer viel zu lange“ lieber „Ich würde so gern morgen früh mit dir zusammen frühstücken“. Ernsthafte Probleme lassen sich auch nur selten zwischen Tür und Angel lösen. Da ist es sinnvoll, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten oder zu schaffen. Ein langer Spaziergang bietet sich ganz hervorragend an.

Und wenn ihr wirklich Lust auf wilden Versöhnungssex habt, dann denkt euch doch einfach einen Anlass für einen richtig schönen Streit aus! Gründe gibt es genug, wenn ihr eurer Fantasie freien Lauf lasst J

 

Veröffentlicht auf: https://www.orion.de/blog/streiten-in-einer-beziehung-aber-wie/

Leave a Comment: