Können wir auf Datingportalen das große Glück finden?

Interessant, ausgerechnet der Elitepartner-Gründer und langjährige Parship-Chef Arne Kahlke ist sich nicht sicher, ob uns die Partnersuche im Internet glücklich machen kann. Das zumindest erzählte er dem Zeit Magazin in einem Interview. Da hätte ich doch gemeint, dass jemand, der mitverantwortlich dafür ist, dass ich bei jedem Fernsehbesuch mindestens einmal einen Spot über glückliche Menschen auf Partnersuche sehe, aber genau dafür seine Hand ins Feuer legt. Denn warum sonst sollte man sich auf Datingportalen anmelden? Das ist ja schließlich kein schieres Freizeitvergnügen, sondern soll uns den Partner fürs Leben bescheren. Nun also doch nicht? Wir haben es längst geahnt. Denn sonst hätten wir vermutlich keine 11 Millionen Singles mehr. Doch versuchen die Portale uns natürlich zu suggerieren, dass genau sie den Richtigen oder die Richtige für uns finden und dass diese Suche auch erfolgreich ist. Schließlich scheinen sich nie zuvor so viele Singles verliebt zu haben. Ist das ein Wunschtraum?

Dating früher, Dating heute – Ein himmelweiter Unterschied

Was hat sich da nicht alles getan in den vergangenen Jahrzehnten bzw. sogar Jahrhunderten! Kontaktanzeigen gibt es seit es Zeitungen gibt. Schon im Wilden Westen war man solcherart auf Partnersuche. Daran hatte sich lange Zeit auch nichts geändert. Noch als ich jung war, musste man umständlich per Chiffre eine Kontaktanzeige bei einem Stadtmagazin aufgeben. Per Chiffre? Diese Form kennt ja heute kaum noch einer. Da bedeutet, dass man ein paar wenige Zeilen schrieb, die abgedruckt und vor allem anonym veröffentlicht wurden. Ein Foto gab es da nicht. Die Antworten mussten an die Redaktion geschickt werden, wurden dort gesammelt und dem sehnsüchtig Wartenden anschließend per Post zugestellt. Hier fanden sich auch mit Glück die erhofften Fotos. Auf Papier selbstverständlich. Auch das Fotografieren war wesentlich umständlicher als heute. Jemand musste die Kamera halten und ein hoffentlich vorteilhaftes Foto schießen. Sehen konnte man das jedoch erst, wenn der ganze Film entwickelt worden war. Das kostete Zeit und Geld. Ob sich damals wirklich Paare auf diesem Weg fanden? Keine Ahnung. Ich kannte keine.

Heute übernehmen Datingportale das Aussuchen. Man meldet sich an, gibt ein Profil ein und ein Algorithmus sucht dann die passenden Partnervorschläge aus. Das erinnert ein wenig an arrangierte Ehen. Nur suchen hier die Eltern mit mehr oder weniger Erfolg den passenden Partner aus. Etwas ähnliches versuchte vor einiger Zeit ein TV-Format. Hier gab es ein Trio aus Experten, die aus den unterschiedlichen Bewerbern die Paare zusammenstellten. Diese lernten sich erst vor dem Traualtar kennen. Ach, wie romantisch, könnte man meinen. Na ja, meines Wissens hat keine Ehe gehalten. Ich befürchte, wir alle sind zu wählerisch, haben zu viele Möglichkeiten und können uns zu wenig festlegen.

Und da kommen dann die Datingportale ins Spiel. Natürlich haben wir genügend Möglichkeiten, uns erst einmal richtig kennenzulernen. Hätten wir zumindest. In der Realität ist es wohl viel häufiger so, dass wir eine ganze Liste an Punkten im Kopf haben, wie der andere zu sein hat. Angefangen von Äußerlichkeiten bis hin zum Musikgeschmack. Passt etwas nicht, kommt es gar nicht erst zum zweiten Date. Die Verlockungen der unzähligen potentiellen Traumpartner, die der Algorithmus womöglich noch für uns bereithält, lassen uns wie Bienen von Blume zu Blume fliegen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, irgendwo muss er oder sie ja sein. Bis dahin geben wir uns auch nicht mit dem kleinsten aller Kompromisse zufrieden. „Maximale Freiheit und maximale Optimierung führen nicht zu maximalem Glück. Wer seine Beziehung nach dem Baukastenprinzip konstruiert, bekommt nur das, was er will – aber nicht unbedingt das, was er braucht.“ So Kahlke. Da ist etwas dran.

Auch was nicht ewig hält, kann schön sein

2,5 Millionen Menschen sind im Internet auf Partnersuche. Einer halben Million Menschen will Arne Kahlke mit seinem Geschäftsmodell zur Partnerschaft verholfen haben. Wie viele davon längerfristig halten, wissen wir nicht. Nun hat sich aber in der Beziehungsdauer ohnehin einiges getan, seit die ersten Kontaktanzeigen veröffentlicht wurden. Während Scheidungen früher eher die Ausnahme waren und Ehen durch den Tod eines Ehegatten ihr Ende fanden, sind sie heute gesellschaftsfähig. Die meisten Ehen werden dabei laut Statistischem Bundesamt nach sechs Jahren geschieden.

Die Schuld, dass eine Beziehung nicht ewig hält, darf man aber nicht den Datingportalen in die Schuhe schieben. Hierfür gibt es auch noch jede Menge anderer Erklärungen wie die zunehmende finanzielle Unabhängigkeit der Frauen und der Wunsch nach ewiger aber leider völlig unrealistischer Dauerverliebtheit. Wissenschaftler unterschiedlicher Forschungsrichtungen versuchen herauszufinden, ob wir Menschen nun eher monogam oder polygam veranlagt sind, zur lebenslangen Partnerschaft oder zu seriellen Monogamie neigen. Vermutlich und glücklicherweise wird es auf diese Fragen niemals eine verbindliche Antwort geben. Und so müssen wir eben selber schauen, was wir wollen und wie wir leben wollen. Was ist uns wichtig? Und mit welchem Partner können wir unsere Träume verwirklichen?

 

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