Liebeskummer: Reden ist die beste Medizin

Wie habt Ihr das letzte Weihnachtsfest als Paar überstanden? Ganz harmonisch mit viel Liebe, intensivem Kuscheln und tollem Sex? Oder flogen bei Euch vielmehr die Fetzen? Flogen diese gar so heftig, dass Eure Beziehung auseinander gebrochen ist? Warum ich das frage? Statistisch gesehen fällt ein Drittel aller Trennungen in die Weihnachtszeit. Zu hohe Erwartungen, zu viele Kompromisse, zu viele Termine. Und so fängt für so manchen und so manche das neue Jahr gleich mit Liebeskummer an. Urlaube sind auch solche besonderen Krisenzeiten für Paare. Wie wir versuchen können, diese Krisen zu meistern und gar nicht erst in die Streitfalle zu tappen, könnt Ihr hier lesen: Kein Zoff an Weihnachten! Handwerkszeug für willige Paare. Was aber, wenn es zu spät ist? Wenn wir uns jetzt die Augen aus dem Kopf weinen und uns wieder und wieder fragen, was schief gelaufen ist? Was kann uns jetzt am besten helfen? Die Psychologin Grace Larson von der Northwestern University aus den USA hat dazu geforscht und eine Lösung gefunden: Darüber reden. Mit der Familie, mit Freunden, mit Fremden. Das kennen wir. Wir können aber auch einfach mit uns selbst reden. Ob das funktioniert? Schauen wir mal.

Was macht eine Trennung eigentlich so schlimm?

Je länger wir mit jemandem zusammen sind, desto mehr entsteht ein „Wir-Gefühl“. Das klingt logisch, schließlich unternehmen wir etwas gemeinsam, passen unsere Gewohnheiten an, entwickeln einen gemeinsamen Lebensentwurf. Der Partner ist immer in unseren Gedanken dabei, wenn wir Entscheidungen fällen oder Pläne schmieden. Apropos Pläne schmieden. Dafür müssen wir noch nicht einmal lange mit jemandem zusammen sein. Viele von uns kennen das: Kaum lernen wir jemanden kennen, in den oder die wir uns verlieben könnten, geht auch schon das innere Planen los. Bereits vor dem ersten Date entsteht ein Luftschloss, in dem selbst die Farbe des Brautkleides oder der Standort der Bank zum Altwerden und Händchenhalten festgelegt sind.

Im Nullkommanichts erscheint unser eigenes und vielleicht sogar ganz komfortables Leben öd und leer. Nur der oder die andere kann uns jetzt noch vor dem Tod aus Langeweile retten. Und dann wird das erste Date abgesagt, das zweite verläuft so gar nicht nach Plan oder der oder die Liebste verschwindet später von heute auf morgen auf Nimmerwiedersehen. Dabei lief doch alles so gut! Denken wir, haben aber die Vorzeichen gar nicht wahrgenommen. Zu schön erschien unser gemeinsames Leben in unserer Fantasie. Das hätte, wäre, könnte doch alle so perfekt werden sollen. WARUM NUR??? Es war die Illusion eines besseren, erfüllteren und glücklicheren Lebens. Jetzt müssen wir wieder in unser eigenes Leben zurückkehren.

Wenn wir nach einer längeren Beziehung auseinander gehen, war das gemeinsame Leben allerdings keine Illusion. Es war tatsächlich da. Wir haben ein Stück unserer Autonomie aufgegeben. Wir haben uns genähert in unseren Werten, in manchen Persönlichkeitseinstellungen und manchmal sogar in unserem Äußeren. Stichwort Pärchenlook. Wir haben vielleicht ein gemeinsames Zuhause, gemeinsame Freunde, gemeinsame Interessen gehabt. Jetzt müssen wir uns innerlich lösen und uns wieder ein eigenes Leben aufbauen. Wir müssen herausfinden, wer wir sind und was wir wollen. Und darin liegt eine der ganz großen Schwierigkeiten, denn unser Selbstkonzept ist aus den Fugen geraten. Und genau hier hilft das Reden mit sich selbst.

Liebeskummer im Labor

Wie untersucht man denn nun Liebeskummer im Labor? Das ist gar nicht so einfach, schließlich sind Liebe und „Herz-Schmerz“ höchst subjektive Gefühle. Larson hat dazu mit ihrem Team 210 frisch getrennte Menschen befragt. 90 Personen mussten nur zweimal kurze Interviewbögen mit Fragen zur Person und zur Trennung ausfüllen. Die anderen 120 Personen hingegen wurden innerhalb von neun Wochen viermal gebeten, sich ausführlich über die Beziehung, die Trennung und ihre Gefühle zu äußern. Normalerweise finden solche Interviews in Form von Gesprächen statt. In diesem Fall jedoch saßen die Probanden allein in einem Raum und sprachen in ein Mikrofon. Sie sollten dabei möglichst genau berichten, was sich in der Beziehung und während der Trennung zugetragen hatte. Die Ergebnisse der Studie wurden Anfang 2015 im Journal „Social Psychological and Personality Science“ veröffentlicht.

Selbstgespräche sind besser als wir denken

Laut der Studie von Larson hilft Reden eindeutig. Selbst wenn wir nur mit uns selber sprechen. Denn den 120 Personen, die ausführlich über ihren Liebeskummer gesprochen haben, ging es nach dem Experiment deutlich besser als den anderen neunzig. Das lag zu einem großen Teil daran, dass sie in diesen Gespräch wieder zu sich selber fanden. Laut Larson entwickelten sie ein besseres Verständnis dafür, wer sie als Single seien. Die eigene Identität wurde durch die Gespräche also wieder komplettiert und neu ausgerichtet. Selbstreflexion lautet das Zauberwort. Wer nicht reden mag und sich besser auf das geschriebene Wort fokussieren kann, darf auch gern zu Stift und Papier greifen. Wichtig ist bei beiden Methoden, die eigene Geschichte so zu erzählen oder zu aufzuschreiben, als würden wir sie einem Fremden mitteilen. Stellt Euch vor, Ihr sitzt auf einer Parkbank, ein fremder Mensch setzt sich zu Euch und Ihr fangt an zu erzählen. Also, dann mal los.

Veröffentlicht auf https://www.orion.de/blog/was-tun-bei-liebeskummer-gebrochenem-herzen-reden/

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