5 Wahrheiten über den weiblichen Orgasmus

Ihr grämt Euch, weil Ihr beim Sex nicht so oft, so einfach oder so schnell zum Höhepunkt kommen könnt wie Euer Liebster? Tja, wenn wir den Mann als Maßstab nehmen, können nur die wenigsten Frauen mithalten. Wir sind einfach anders. Anders gebaut und anders drauf. Das sollten wir jedoch nicht als Fehler sehen! Und auch Männer haben durchaus so ihre Probleme mit dem Höhepunkt wie zu frühes Kommen, zu spätes Kommen, gar nicht Kommen oder gleich eine ausbleibende Erektion. Insgesamt betrachtet erreichen dann aber doch über 90 Prozent vereinigt mit der Liebsten regelmäßig den Gipfel der Lust. Es wäre schön, wenn das bei uns auch so klappen würde. Aber es gibt ein paar große Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Und ich möchte Euch dazu einladen, Eure Betrachtungsweise zu überdenken.

1. Frauen kommen sehr wohl

Wir kommen nicht? Papperlapapp! Wir kommen ebenfalls regelmäßig! Wir stehen den Männern in gar nichts nach. Wir haben sogar multiple Orgasmen! Wir kommen nur anders. Und da liegt der Hase begraben. Denn wir kommen bei allem Möglichen:

  • Durch Selbstbefriedigung
  • Durch Fingerfertigkeit
  • Beim Oralsex
  • Beim Analsex
  • Durch die Stimulierung der Brustwarzen
  • Bei der Berührung des Muttermundes
  • Und manchmal kommen wir sogar im Schlaf

Wir kommen! Und wie! Wir kommen nur nicht durch das, was allen als das große Ideal vorschwebt: Penisstöße. Und gerade diesen wird in unserer Kultur eine herausragende Bedeutung zugeschrieben. Dass es auch anders geht, zeigt zum Beispiel das ruandische Kunyaza. Hier steht nicht der Koitus im Vordergrund sondern die Stimulierung der Klitoris.

2. Der männliche Orgasmus ist kein Maßstab für weibliche Lust

Der Feminismus durchzieht alle Lebensbereiche. Beim Sex besteht meiner Meinung nach noch ein großer Nachholbedarf. Ich habe gerade gelesen, die Klitoris sei nur ein rudimentärer Penis. Im Ernst? Wir haben nur ein kleines Überbleibsel? Kein Wunder, dass es bei uns nicht so klappt? Das ist schon wieder so eine defizitäre Sichtweise. Man könnte das auch umdrehen und sagen, Männer haben eine Monsterklitoris. Und zu irgendetwas muss die ja zu gebrauchen sein. ?

Warum messen wir die weibliche Potenz überhaupt an der des Mannes? Warum sehen wir nicht, dass wir einfach unterschiedlich sind? Dann brauchen wir auch nicht zu glauben, dass mit uns etwas nicht stimmt, weil wir beim Sex nicht kommen. Zudem reduzieren wir mit dieser Sichtweise den Sex viel zu oft nur auf das eine, nämlich den Geschlechtsverkehr. Was für ein lustloses Wort übrigens. Dieser Geschlechtsverkehr mag sehr effektiv für Männer sein. Für Frauen ist er es weniger. Klar, wir mögen ihn auch. Sehr sogar. Aber was ist mit all dem anderen, das lustvollen Sex ausmacht? All das andere, das uns jauchzen lässt und bei dem wir kommen? Warum zählt das nicht genauso?

3. Die Klitoris ist oft nur Zuschauerin

Warum kommen Frauen so schwer beim Hauptspiel jeden Aktes? Ein großes Problem besteht ganz einfach in der Anatomie. In der Eichel, der empfindsamsten Stelle des Penis, befinden sich ungefähr 4000 Nervenenden. Wow, das ist ganz schön viel, oder? In der Klitorisperle jedoch haben Frauen das Doppelte an Nervenenden! 8000! Lasst Euch das einmal auf der Zunge zergehen. Stellt Euch vor, wie ein Mann abgehen würde, wenn er das Doppelte an Empfindung in seiner Eichel hätte!

Nur befindet sich diese Eichel beim Koitus mitten im Geschehen. Sie wird vor und zurück gestoßen und hat dabei die ganze Zeit direkten Kontakt mit der Vagina. Eine Eichel bekommt also richtig viel Aufmerksamkeit. Aber was ist mit der Klitorisperle? Die liegt außen vor und kann sich das Ganze schön ansehen, aber nicht wirklich mitmachen. Stellen wir uns einmal vor, wir würden genauso mit der Eichel verfahren. Direkte Berührung ausgeschlossen. Nur der Penisschaft dürfte bewegt werden. Wie würde sich das anfühlen? Würden Männer dann immer noch so schnell kommen? Darüber sollten wir auch einmal nachdenken und überlegen, in welchen Stellungen die Klitorisperle auch mitspielen darf.

4. Nicht jeder Orgasmus ist ein Feuerwerk

Manchmal ist die Erwartungshaltung an unseren Orgasmus ganz schön hoch. Immerhin sehen wir im Film oft wild stöhnende Frauen, die ganz offensichtlich tollste Höhepunkte haben. Beim Koitus natürlich … Auch in Büchern finden wir die blumigsten Beschreibungen. Unsere Orgasmen können ja auch Explosionen sein. Sie können uns mitreißen und sich durch den ganzen Körper ausbreiten. Sie können aber auch nur kleine Hubbel sein. Ups, war es das schon?

Wenn wir das Feuerwerk erwarten und dann nur ein Hubbel kommt, kann es passieren, dass wir ganz enttäuscht sind oder den Orgasmus gar nicht wirklich bemerken. Das erwischt gerade junge Frauen, die sich noch am Anfang ihrer sexuellen Erfahrungen befinden. Sie erwarten das ganz große Kino, den Blockbuster sozusagen. Und dann kommt aber vielleicht nur ein kleiner sachlicher Dokumentarfilm. Hm, sie werden noch lernen, das Programm richtig zu lesen und beim nächsten Mal selber dafür zu sorgen, dass sie die richtigen Kinokarten kaufen. Sich besser kennenzulernen durch Selbstbefriedigung ist ein Schlüssel dazu.

5. Sein Durchhaltevermögen ist auch keine Garantie

Manchmal glauben wir, wir hätten kommen können. Wir hätten wirklich kommen können, hätte er nur länger durchgehalten. Und wir werden es nie herausfinden, weil er ja immer schon vor uns fertig ist. Die Kehrseite kennen die anderen Frauen: Jetzt endlich sollten sie kommen. Denn immerhin hat sich ihr Partner bisher redlich Mühe gegeben. Und tatsächlich, er rackert sich ab, hält sich zurück und wartet auf sie. „Kommst du gleich?“ Das war’s. Da kann er jetzt noch so lange weitermachen. Diese Situation lädt geradezu dazu ein, den Höhepunkt einfach vorzutäuschen. Dann ist zumindest er nicht enttäuscht oder fühlt sich womöglich als schlechter Liebhaber.

Das sind zwei vertrackte Situationen. In beiden hilft nur eins: Butter bei die Fische. Wir müssen schon für unser eigenes Wohlbefinden sorgen. Wenn wir wissen, welche Stellung besser für uns ist, dann los! Worauf warten? Wenn wir wissen, wie wir etwas nachhelfen können, dann los! Zeigen wir ihm das oder machen es selber! Wenn es anders besser klappt, hervorragend! Und wenn wir das alles noch nicht wissen, dann wird es Zeit, dies herauszufinden. Dem anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben oder vorzutäuschen macht auf Dauer jedenfalls nicht glücklich.

Veröffentlicht auf orion.de

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