Wieviel Figur brauchen wir zum Glücklichsein?

„Nun legen wir uns mit dem Bauch auf die Matte und ziehen den Bauchnabel ein, so dass zwischen Bauch und Matte ein Hohlraum entsteht.“ Wie soll ich das denn machen??? Klar, wenn man so durchtrainiert wie die Pilates-Trainerin da vorne ist, kann man diesen Hohlraum sogar von meinem Platz aus sehen. Aber mit meinem Bauch ist das völlig unmöglich. Keine Chance. Ich könnte auch einfach schlapp liegenbleiben, man würde keinen Unterschied sehen. Aber ich nehme das mittlerweile mit Humor. Den hat diese Trainerin auch und so lacht sie ihr herzliches Lachen, als sie meinen belustigten Blick sieht, und sagt ganz locker, „Na ja, nicht bei allen ist das anatomisch möglich.“ Ja, genau! Also strenge ich mich trotzdem an und habe ein gutes Gefühl, auch wenn sich mein Bauch keinen Millimeter von der Matte abhebt.

Wie wichtig ist ein perfekter Körper eigentlich?

In der Boulevardpresse wimmelt es nur so von wohlgeformten Körpern und perfekten Gesichtern. Erst kürzlich habe ich wieder einmal gelesen, wie oft diese und jene Promis trainieren und wie interessant sie sich ernähren. Sport und gutes Aussehen gehören allerdings für die wenigsten von uns zum Berufsalltag. Und wir haben auch nicht die Zeit dazu, neben Job und Familie ständig noch zu trainieren und zur Beauty-Pflege zu laufen. Deshalb sollten wir uns auch nicht an diesen Frauen messen. Es gibt so viel mehr Frauen, die einfach ganz normal sind. Und meine Pilates-Trainerin hat Sport schließlich zu ihrem Beruf gemacht. Wie ich seit heute weiß, kommen da jede Woche 25 Stunden zusammen. Das sind in guten Zeiten 22 und in schlechten 25 Stunden mehr als bei mir. Würde ich das wollen? 25 Stunden Sport die Woche? NEIN!!! Erstens viel zu anstrengend und außerdem habe ich selber einen tollen Job. Der macht zwar keinen Astralkörper, wirkt sich aber auch positiv auf mein Wohlbefinden aus.

Liebe machen bedeutet, den anderen zu lieben

Leider legen wir die Messlatte für uns selber immer so wahnsinnig hoch. So manche Frau kann beim Sex nicht loslassen, weil sie die ganze Zeit darüber nachdenkt, ob ihr Partner nun gerade diese oder jene Delle sieht. Das ist schade, denn so kann sie sich nicht fallen lassen und einfach genießen, was da gerade Schönes passiert. Ein Mann ist beim Liebesspiel von all den erotischen Reizen seiner Liebsten viel zu abgelenkt, als dass er auf ihre Problemzonen achten könnte. Und eine Frau, die sich hingibt und sich ganz auf ihn einlässt, die ihm das Gefühl gibt, gerade ganz bei ihm zu sein – das ist es, was einen Mann wahnsinnig macht! Genau das macht das Liebe machen aus. Man liebt – emotional und körperlich. So mancher Mann hat sogar sehr gern „etwas in der Hand“.  Schönheit liegt bekanntermaßen im Auge des Betrachters. Das gilt übrigens genauso auch andersherum.

Anders ist das sicherlich, wenn man mit jemandem einfach nur Sex hat. Dann zählt die körperliche Attraktivität ungleich mehr, da es kein emotionales Gegengewicht gibt. Und wenn ein Partner tatsächlich ständig am Aussehen herummäkelt, sollte man schauen, was wirklich dahinter steckt. Meistens liegen ganz andere Unzufriedenheiten im Verborgenen.

Eine Initiative für das Normal-Sein

Als ich die Bilder der amerikanischen Initiative Women Enough sah, war ich deshalb sofort begeistert. Ganz normale Frauen, die sich so zeigen, wie sie sind. Nackt. Frauen, die sich trauen, durch ihre Persönlichkeit zu strahlen. Toll. Davon brauchen wir unbedingt mehr! Auch deswegen gehe ich nach dem Sport so gern in die Sauna. Denn da sind (fast) alle ganz normal. Und ich gehöre dazu.

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1 comment
anjadrews says 9 years ago

Diese Kommentare kamen per Email:

„Ich bin seit soeben Followerin… und habe deine Seite heute morgen beim Joggen gleich meiner Freundin empfohlen, weil wir genau dein Thema hatten und ihr angeraten, auch Followerin zu werden.“

„Sie haben das sehr menschlich geschrieben. Ich als nicht durchtrainierte Frau fühle mich durch Ihren Artikel erleichtert. Denn Sie nehmen einer Frau, die mit sich nicht so zufrieden ist, den Druck, den die Gesellschaft ausübt und uns vorschreibt, weg!“

„ich habe herzlich gelacht als ich das gelesen habe“

Ich freue mich sehr darüber, denn das ist es, was ich mit meinen Artikeln erreichen möchte!

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