Manchmal sollten wir einfach nicht so viel nachdenken und stattdessen mit Lust und Leidenschaft ins kalte Wasser springen. Augen zu und durch. Das habe ich gemacht und ASMR für Euch ausprobiert!!! Hä? AMSR? Noch nie gehört…. Ich gestehe, ich trage hier gerade etwas dick auf. Es gibt ja tatsächlich Dinge, zu denen man sich wirklich überwinden muss, um dann festzustellen, dass das längst überfällig, irre oder womöglich auch absolut unzumutbar war. Mit dem Fallschirm vom Himmel springen, japanischen Fugu essen, Analsex. Um ASMR auszuprobieren, braucht man nun gar keinen Mut, lediglich ein Paar Kopfhörer, eine bequeme Haltung und etwas Ruhe. Denn Autonomous Sensory Meridian Response ist eine Entspannungsübung, ein emotionales Kopfkribbeln, das von angenehm bis stark erregend reicht. Beschrieben wird es auch als Gehirnmassage, Kopf-Orgasmus oder Sinnesmassage. Wow, das hört sich gut an, oder?
Aber von Anfang an. Wie bin ich darauf gekommen? Es wird Zeit für ein bisschen Wahrheit. Ich beginne den Tag am Liebsten im Bett mit einem großen Becher Milchkaffee in der einen Hand und etwas samtweichem Labradorfell in der anderen. Das geht natürlich nicht immer. Schließlich wird es so langsam Frühling und da trinke ich den Kaffee doch lieber in der Morgensonne auf dem Balkon J. Kreative Ideen lassen sich nun einmal nicht immer am Schreibtisch erzwingen. Egal wo nun, ich lese jedenfalls die ersten Emails und gucke, was die Nachrichten Spannendes hergeben. Und eines Morgens blieb ich direkt an folgender Schlagzeile hängen: „ASMR sorgt für Orgasmus im Gehirn“. Da wurde ich natürlich hellhörig! Text gelesen, Selbstversuch gestartet. Schließlich hatte ich alles Nötige gerade parat, eine bequeme Haltung und entsprechende Ruhe, ich lag ja noch im Bett.
Das Prinzip ist denkbar einfach. Ein Mensch spricht in ein Mikrofon und macht mit verschiedenen Gegenständen Geräusche. Das hört sich nicht besonders spektakulär an. Ist es auch nicht und wenn man sich die Videos dazu nur ansieht, kann man das auch gar nicht nachvollziehen. Nein, Ihr müsst Euch schon die Kopfhörer aufsetzen und die Augen schließen. Glücklicherweise landete ich bei Dmitri. Der sitzt da also in Nahaufnahme vor der Kamera, links und rechts vor sich zwei Mikrofone, in die er abwechselnd flüstert und dabei Geräusche mit Pinsel, Stimmgabel, Haarbürste, Papier und anderen Gegenständen erzeugt. Diese Geräusche, die man normalerweise kaum wahrnimmt, intensivieren sich unglaublich, wenn man sie nun direkt im Ohr hat. Mal links, mal rechts, mal in beiden Ohren gleichzeitig. Man vermeint fast, sie körperlich zu spüren. Das ist schon ein irres Gefühl. Ich konnte die Pinsel an meinem Ohr wirklich fühlen, wie Lippen, die mir ins Ohr pusten und dabei unaussprechliche Dinge flüstern. Manche Geräusche erzeugten eine leichte Gänsehaut und zogen sich die Wirbelsäule hinunter bis in meinen Unterleib. Und dazu dieses Flüsterstimme! Es gab einen Moment, in dem ich die Augen aufriss und auf das Kopfkissen neben mir schaute. Es fühlte sich so an, als läge Dmitri mit in meinem Bett.
Es gibt mittlerweile eine riesige Auswahl an Flüstervideos. Was nun genau ausgelöst wird, ob die richtige Entspannung zum Einschlafen oder das Kribbeln im Lustzentrum, ist abhängig von der Art der Geräusche, der Stimme und der eigenen Fantasie. Mit Sex hat das Ganze eigentlich überhaupt nichts zu tun. Da werden Haare geschnitten, Pakete gepackt, Köpfe massiert – lauter Geräusche, die entspannen, aber eben auch kribbeln können. Neurologisch gibt es noch keine Erklärung dafür, wie diese Geräusche in körperliche Reize umgesetzt werden. Das muss ja auch nicht immer sein. Hauptsache, es fühlt sich gut an. Und das tut es. Dass man dabei nun denken könnte, man sei nicht allein, ist wohl auch einer der Gründe für den aufkommenden Hype um diese Entspannungsmethode. Für Menschen, die sich nach Nähe sehnen, sind diese Übungen jedenfalls eine perfekte Illusion von Intimität.
Und ich? Was soll ich sagen, für einen Orgasmus hat es bei mir nicht gereicht, aber ein Erlebnis war es allemal. Probiert es einfach selber aus! Macht es euch bequem, setzt Kopfhörer auf und schließt die Augen. Einfach nur zuhören und genießen.
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