Zeigt Solidarität – Nehmt teil am Welt-Aids-Tag!

Als ich von der Kondom-Challenge auf Facebook las, habe ich im ersten Moment nur mit dem Kopf geschüttelt. Was für ein Quatsch: Ein mit drei Litern Wasser gefülltes Kondom zerplatzt auf dem Kopf. Oder zerplatzt auch nicht und macht andere lustige Dinge. Angeblich wollen die Initiatoren Frauen darauf aufmerksam machen, dass Kondome eine Menge aushalten. Aber wozu? Aus welchem Mann kommt denn eine auch nur annähernd so große Menge Sperma? Und dass Kondome auch schon ohne irgendwelchen Inhalt – vom Penis abgesehen – beim Sex reißen können, ist ja nun wirklich kein Geheimnis. Also wozu die Challenge? Zumal es nicht wir Frauen sind, die dem Kondomgebrauch aus gefühlsechten Gründen skeptisch gegenüber stehen und die dazu überredet werden müssen, doch bitte eines zu benutzen.

Also versuchte ich, der Sache eine andere Bedeutung abzugewinnen: Wenn Kondome so viel Spaß machen wie in diesen lustigen Videos, dann benutzen wir sie doch einfach viel häufiger! Vor allem in brenzligen Situationen, in denen entweder nicht anders verhütet wird oder wir unseren Sexpartner noch nicht so gut kennen. Viel zu oft noch kommt es da nämlich zu Pannen wie unerwünschten Schwangerschaften oder gar sexuell übertragbaren Infektionen wie HIV. Und damit komme ich endlich zum Thema: Am 1. Dezember jährt sich zum 28. Mal der Welt-Aids-Tag.

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen steigt auch in Deutschland

„HIV und AIDS, das ist doch nur etwas für die anderen. Das betrifft mich nicht.“ Das mag sich jetzt der eine oder die andere denken. Und mag damit vielleicht auch Recht haben. Laut dem Robert-Koch-Institut sind acht von zehn Infizierten Männer. Frauen scheinen mehr oder weniger aus dem Schneider zu sein. Und wer in einer festen Beziehung lebt und liebt, ist auch nur selten betroffen. HIV-Übertragungen durch Blutkonserven oder mehrfach benutzte Injektionsnadeln in ärztlichem Zusammenhang sind zumindest in Europa ausgemerzt. Der Welt-Aids-Tag bezieht sich aber nicht nur auf unseren Kontinent, sondern wird rund um den Globus ausgerufen. 35 Millionen Menschen sind weltweit mit dem HI-Virus infiziert, 80.000 davon in Deutschland. 2,1 Millionen Neuinfizierte gibt es jedes Jahr, 240.000 davon Kinder. Die Zahl der Neuinfektionen steigt in Ost-Europa und Zentralasien deutlich an. Dies geschieht auch in Deutschland trotz der großangelegten Werbekampagnen und Aufklärung durch die BzgA und die Deutsche Aids-Hilfe.

Wenn aber selbst in einem mit reichlich Informationen versehenen Land wie dem unsrigen die Zahlen ansteigen, wie steht es dann um den Teil der Welt, in dem diese Informationen rar gesät sind oder in dem Regierungen Aids einfach ignorieren? Darum geht es auch an diesem Tag. Die Verantwortlichen in Politik, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft sollen daran erinnert werden, dass das HI-Virus eben noch längst nicht besiegt ist. Das ist wichtig, damit die notwendigen Mittel bereitgestellt und Vorbeugung, Aufklärung, Behandlung und Hilfe für die Betroffenen sinnvoll umgesetzt werden können. Und zwar weltweit. Wer sich heute mit dem HI-Virus infiziert, kann mithilfe von über 20 Medikamenten den Ausbruch der Krankheit Aids hinauszögern und die Lebensqualität verbessern. HIV hat damit seinen größten Schrecken verloren. Zumindest in den westlichen Industrienationen, in denen die Betroffenen Zugang zu den Medikamenten haben. 63% der Infizierten haben diesen aber nicht. Das muss sich ändern!

Solidarität und Mitgefühl

Und so sind wir dazu aufgerufen, am 1. Dezember und darüber hinaus Solidarität zu zeigen, ob wir nun selber betroffen sind oder nicht. Vor allem sind wir dazu aufgerufen, die Menschen, die das Virus in sich tragen, nicht zu diskriminieren und auszugrenzen. Und wenn das nächste Wasserbomben-Kondom auf einen Kopf trifft, sollte es, wenn es nach mir ginge, diesen Kopf und alle anderen genau daran erinnern und auch daran, uns ausreichend vor HIV zu schützen. Und ich stelle mir derweil vor, die Medikamente hätte es auch schon zu Zeiten Freddie Mercurys gegeben. Dann weilte einer der größten Musiker aller Zeiten vielleicht noch unter uns und viele der Menschen, die durch die Krankheit bisher ihr Leben verloren. Und ich könnte mir jetzt Freddies neueste Platte anhören.

Leave a Comment: