Neulich habe ich einen spannenden Artikel über die doch sehr strengen Dating-Regeln in den USA gelesen. Schritt für Schritt scheint dort festgelegt zu sein, wer was wann machen darf und was nicht. Das ist auf der einen Seite einengend, sorgt aber auf der anderen Seite auch für Klarheit. Allerdings, Emanzipation geht anders. Man kann das also so oder so sehen. Und natürlich sind auch nicht alle Amerikaner gleich. Aber wie ist das bei uns, haben wir auch so eine Art Dating-Protokoll? Hier herrscht ja oft ein ziemliches Kuddelmuddel: Wer ruft wen wann an, wer übernimmt die Rechnung, ab wann wird es ernst und wann ist Sex erlaubt? So genau weiß das eigentlich keiner und so eiern wir doch gelegentlich herum. Und was ist vor allem sinnvoll, wenn wir ernsthaft auf der Suche nach einem neuen Partner oder einer Partnerin sind?
Ich habe dazu die Singleberaterin Dana Rittich befragt, denn die kennt sich mit der Partnersuche ja bestens aus! Sie weiß auch, warum wir uns viel zu oft in kurzen oder unerfüllten Beziehungen wiederfinden: „Viele Menschen kommen zu mir, weil sie eine Reihe von kurzen Beziehungen hinter sich haben bzw. merken, dass sie immer wieder an den Falschen oder die Falsche geraten. Oft wird zu schnell Ja gesagt. Erste Bedenken und auch das Bauchgefühl werden ignoriert. Liebe überwinde alle Hindernisse, ist im Kopf verankert. Das A & O ist jedoch das Prüfen. Wir schauen uns Jobs genau an, wir wissen, wie der Wintermantel aussehen soll. Beim Partner reicht es hingegen oft, wenn nur die Chemie stimmt. In meiner Arbeit unterstütze ich dabei, den Kompass ganz genau auszurichten, um sich vor einer unpassenden Partnerwahl zu schützen und einen Partner bewusst mit Herz und Verstand zu wählen. Einen Partner, der wirklich zu mir passt.“ Zusammen haben wir geschaut, welche Parallelen es beim Dating zwischen Deutschland und den USA gibt und wie man sich ihrer Meinung nach verhalten sollte, damit aus einem Date eine richtige Beziehung werden kann.
Erster Schritt: Für die Männer in den USA ist klar, dass sie den ersten Schritt machen und nach einem Date fragen müssen. Und bei uns? Hier ist die Antwort schnell gegeben: Genau wie in den USA sollten auch die Männer in Deutschland ihr Interesse deutlich zeigen, auf die Frau zugehen und nach einem Date fragen. Das zeige laut der Single-Beraterin erstens Interesse und zweitens Zielstrebigkeit.
Zweiter Schritt: Nach dem amerikanischen Modell ist es üblich, dass er sie zum Date abzuholen und auch wieder sicher nach Hause zu bringen hat. Sie darf ihm als Dank und Bezeugung ihrer Gunst allerhöchstens ein Küsschen auf die Wange hauchen. Mehr sei nicht erlaubt. Und als Kavalier übernimmt selbstverständlich er die Rechnung. In Deutschland sieht die Sache ganz anders aus. Dana rät aus Sicherheitsgründen dazu, sich im öffentlichen Raum zu treffen. Also nix mit abholen und nach Hause bringen.
Ich möchte an dieser Stelle allerdings einschieben, dass das wohl eher auf Online-Dates zutrifft. Kennt man sich schon vorher von der Arbeit oder über den Freundeskreis, sollte genügend Vertrauen vorhanden sein. Ein ewiger Streitpunkt ist ja die Rechnung: Muss er bezahlen, um sich großzügig zu zeigen? Nein, sagt die Singelberaterin, muss er nicht. Halbehalbe sei mindestens genauso möglich. Bei diesem ersten Date gehe es schließlich nur darum, herauszufinden, ob wir den anderen so interessant finden, dass wir ihn oder sie wiedersehen möchten. In dem Artikel „Wie sieht das perfekte erste Date aus“ auf ze.tt.de wurden sieben Passanten auch zu genau dieser Frage interviewt. Vier (davon drei Männer) sind dafür, dass der Mann die Rechnung übernimmt, drei sind fürs Teilen. Körperliche Nähe beim ersten Date? Lieber noch nicht, meint Dana. Es sei denn, es handele sich um einen One Night Stand. Aber dann ist Sex ja ohnehin das Ziel der Verabredung.
Dritter Schritt: In den USA ist er schon wieder dran: Nach zwei bis drei Tagen schickt er eine Nachricht oder ruft an und bekundet damit sein Interesse. Sie muss bis dahin warten. Kommt nach drei Tagen immer noch keine Reaktion, so habe sich die Sache erledigt. Das ist zumindest eindeutig. Dana meint dazu Folgendes: „Ja, auch in Deutschland sollte er sich unbedingt melden.“ Da gibt es also auch nichts zu diskutieren. Allerdings müsse er nicht unbedingt ein oder zwei Tage verstreichen lassen, wobei wir hier kein Zeitlimit haben. Auch eine kurze Nachricht nach dem Date sei möglich und zeige ihr, dass es ihm gefallen hat. „Jeder Mann weiß, dass das sein Job ist“, so die Singleberaterin ganz deutlich. Und meldet er sich nicht, scheint sein Interesse auch nicht groß genug zu sein. Da macht es dann laut Dana auch keinen Sinn, wenn sie ihn anstupst. Darauf lasse er sich vielleicht trotz mangelnden Interesses ein und nehme das womöglich als Aufforderung zu einem Sexabenteuer. Ist es das, was sie auch will, kein Problem. Sonst Vorsicht!
Vierter Schritt: Das dritte Date. In den USA ist das für alle anderen ein sichtbares Zeichen dafür, dass es ernster wird. Man sollte sich also genau überlegen, in welchem Verhältnis man zueinander steht. Jetzt sei es auch endlich erlaubt, sich körperlich näher zu kommen. Wie gehen wir in Deutschland damit um? Haben wir auch eine Dritte-Date-Regel? Die Singleberaterin sieht das so: Die ersten Dates seien die Prüfungsphase: Gefällt mir der andere? Das wiederum finden wir ganz genau heraus, indem wir schauen, ob die Chemie stimmt. Kann ich mir schon beim ersten Date vorstellen, den anderen zu küssen? Außerdem werde in dieser ersten Phase gecheckt, ob Vision und Werte zusammenpassen. Wenn hier beispielsweise schon klar ist, dass der eine unbedingt Familie möchte und die andere auf gar keinen Fall, macht es wenig Sinn, noch viel Energie in die Sache zu stecken. Das sollte geklärt sein, bevor es zur ersten Intimität kommt. Diese drei Schritte nennt Dana den Prüfungsdreiklang. Bitte vergesst nicht, dass wir hier der Frage nachgehen, was in dieser Phase für eine ernsthafte Beziehung nötig ist. Es geht nicht um rein sexuelle Kontakte.
Fünfter Schritt: Für die Amerikaner geht es jetzt um die Exklusivregel. Waren andere Dates bis hierher völlig ok, wird jetzt geklärt, ob man sich weiterhin noch mit anderen trifft oder nur noch einander. Damit wäre dann geklärt, ob man zusammen ist – oder nicht. Wie ist es bei uns? Laut Dana sollten jetzt die Fragen nach Visionen und Werten eindeutig geklärt sein. „Bis hierhin sind andere Dates in Ordnung. Es ist sogar ganz gut, um Gelassenheit zu bewahren und sich nicht nur auf den einen zu versteifen.“ Stimme der Prüfungsdreiklang überein und entscheide man sich für den oder die andere, gelte auch bei uns die Exklusivregel. Finger weg von anderen Dates!
Sechster Schritt: Nach einem Jahr steht in den USA die Frage nach der Verlobung an: Ja oder Nein? Bei Nein scheint es das Aus für die Beziehung zu bedeuten. So streng ist es bei uns nicht, schließlich können wir hier ohne Verlobung und Hochzeit eine dauerhafte und langjährige Beziehung eingehen. Die Singleberaterin hat aber einen Tipp: Nehmen wir das erste Jahr als Probejahr und schauen, ob wir auch im Alltag kompatibel sind: „Es braucht Zeit, bis die Hormone abebben und die rosarote Brille verschwindet. Dann merkt man, wie kompatibel man im Alltag ist. Passen Vision und Werte immer noch zusammen?“
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