Die schöne neue Welt des Drohnenpornos

Es gibt technische Entwicklungen, die uns begeistern und uns vielleicht sogar das Leben erleichtern: Was würden wir ohne unsere Navi-App machen, egal ob zu Fuß oder mit dem Auto? Demnächst garen wir alle unser Fleisch und Gemüse in Sous Vide-Garern (das könnt Ihr jetzt mal googeln, ist recht interessant) und werden zu unseren eigenen Sterne-Köchen und –Köchinnen. Und dann erst die Entwicklung im Bereich der Fotografie! Hochauflösende Kameras auf kleinstem Raum! Wir können überall und jederzeit die allerbesten Fotos schießen, können unsere erotischen Träume auf Fotopapier bringen. Und wir können dank der überall integrierten Videofunktion zu unseren eigenen Pornoregisseuren werden. Was mir ganz persönlich in Verbindung mit Kameras von Anfang an allerdings sehr viel Unbehagen verursacht, sind Drohnen: Aufklärungsdrohnen, Drohnen zur Kriegsführung, Drohnen zum Pakete vor die Haustür liefern, Drohnen zur Erstellung von Luftaufnahmen. Und Luftaufnahmen sind auch hier das Stichwort.

Liebe aus der Luft betrachtet

Stellt euch vor, ihr liegt auf einer Wiese im Nirgendwo und seid gerade so richtig versunken in euer Liebesspiel. Ihr liegt auf einer Decke, seid beide nackt. Ihr leckt, lutscht, vögelt und genießt. Plötzlich hört ihr ein Surren. Ihr blickt euch um. Keiner zu sehen. Das Surren wird lauter. Und plötzlich erscheint über euch eine Drohne. Und ihr wisst nicht, was die gerade macht. Wird sie nur zum Spaß durch die Gegend geflogen? Oder fotografiert und filmt sie Euch gerade? Nun kann man mir ja sagen: Anja, das kann dir doch mit jedem Handy auch passieren! Ja, das kann schon sein. Aber so einer Drohne ist nicht beizukommen. Ihr habt keine Chance, ihr zu entkommen.

Das habe ich tatsächlich neulich an der Ostsee erlebt. Keine Ahnung, ob da jemand Privates am Werk war oder es um die Segelregatta auf dem Wasser ging. Die Drohne kam, sah und verschwand. Ich war nicht nackt und hatte auch keinen Sex. Aber unheimlich war es trotzdem. Zuhause könnte ihr die Vorhänge zuziehen. Aber will ja nun auch nicht jeder. Und vermutlich bekommt ihr noch nicht einmal mit, dass da ein drittes Auge unterwegs ist. Also ich weiß nicht, mir gefällt das einfach nicht. Noch scheint das nicht so akut zu sein. Noch sind Drohnen in privater Hand Seltenheit. Aber sie werden immer besser und vor allem auch immer erschwinglicher.

Wie so oft hält neue Technik auch immer Einzug in das Pornogeschäft. Eigentlich ist es häufig sogar andersherum. Neue Entwicklungen finden statt, weil sie der Pornobranche Nutzen versprechen. Denken wir nur mal an die alten VHS-Filme. Diese ganze Technik haben wir der Möglichkeit zu verdanken, dass damit Pornos endlich auch zuhause angeschaut werden konnten. Die Idee, nun einen Porno mithilfe von Drohnen zu drehen, ist also naheliegend.

Genau das haben sich auch zwei Filmemacher aus Brooklyn gedacht und tatsächlich einen Drohnen-Porno gedreht. Die Initialzündung für „Drone Boning“ war übrigens genau diese Angst vor der Verletzung der Privatsphäre. Ich bin also nicht allein mit meiner Sorge. Dieser Drohnen-Porno ist nun tatsächlich ein wirklicher Hingucker! Unterschiedliche Paare – Schwule, Lesben, Heteros – wurden aus teilweise großer Höhe in wunderschönen Landschaften außerhalb San Franciscos gefilmt. Beim Sex natürlich. Und so ist hier alles ganz wunderschön: Die Menschen, die Natur, die Bilder. Mehr Kunst als harter Porno.

Was du nicht willst, das man dir tut, das füg‘ auch keinem anderen zu

In diesem Fall muss ich leider sagen, dass ich die wunderbare Ästhetik bedauerlich finde. Der Film ist beeindruckend. Doch wie schon die Filmemacher selber sagen: Etwas, das nicht zum Masturbieren dient, wird vermutlich keine Verbreitung finden und gilt nicht als guter Porno. Und dieser Film lädt nun einmal nicht zum Masturbieren ein. Dafür ist er viel zu zurückhaltend, was konkrete sexuelle Handlungen betrifft. Aber andere Drohnen-Pornos werden folgen und die Vorstellungen erfüllen. Und es werden Grenzen überschritten werden und es wird die Privatsphäre der Menschen verletzt werden. Deshalb kann ich jedem Hobby-Regisseur nur ans Herz legen, auf das zu achten, was dem Filmemacher wichtig war: Wenn ihr euch selber filmt, könnt ihr machen, was ihr wollt und wie ihr es wollt. Ihr könnt eure Gesichter offen zeigen oder verdecken. Wenn ihr aber mit euren Drohnen durch die Gegend fliegt, achtet bitte auf die Privatsphäre anderer Menschen!

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