Alle Welt redet von der Gleichberechtigung und auch im Bett soll alles ausdiskutiert werden. Verhandlungsmoral nennt sich das – wie du mir so ich dir. Aber wie oft kommt es doch immer wieder vor, dass eine Frau zwar von ihrem Partner erwartet, dass der weiß, wie er sie glücklich machen kann, aber selber keine Ahnung hat, wie das geht. Solche Unterhaltungen führe ich gar nicht so selten. Da frage ich dann gern, ob die Frau selber weiß, wie sie zum Orgasmus kommt. Wenn die Antwort nicht eindeutig ist, wird klar, dass sie tatsächlich keine Idee davon hat, was ihr guttut. Da ist es natürlich einfach, die Verantwortung abzugeben und dann zu meckern. Das gibt es heute nicht mehr, meint Ihr? Oh doch, viel mehr sogar als man glaubt. Was soll sie also machen? Ganz einfach: Sich selber entdecken! Selbstbefriedigung kann vieles sein, aber vor allem ist das eine bombensichere Methode, die eigene Lust zu erforschen und auch beim Sex mit dem Partner besser zu den eigenen Wünschen stehen zu können. Und gibt es die eine ultimative Methode auf dem Weg zum Gipfel der Lust? Nein, es gibt sogar ganz viele!
Jede Frau macht es sich anders. Wenn man sich einmal das überwältigende Angebot an Vibratoren und Dildos ansieht, könnte man fast glauben, Frauen steckten am Liebsten etwas in sich hinein. Aber das stimmt so nicht ganz. Der Sexualforscher Alfred Kinsey stellte Anfang der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts bei der Befragung von 6000 Frauen fest, dass 95 Prozent bei der Selbstbefriedigung einen Orgasmus erreichten. Das ist ja schon mal ganz ordentlich. 84 Prozent kamen durch die Stimulation der Klitoris und der inneren Labien und nur 20Prozent durch das Einführen von Fingern oder Gegenständen in die Vagina.
Mitte der 70er hat die feministische Sexualforscherin Shere Hite Ähnliches herausgefunden. Nun könnte man hier einwerfen, dass diese Zahlen veraltet seien und die Vagina in Zeiten des erzwungenen ehelichen Geschlechtsverkehrs nicht gerade eine Quelle der Lust war. Stimmt. Aber es zeigt doch, dass Frauen einen anderen Umgang mit ihrem Körper pflegen, als es sich das männliche Ego wünschen würde. Ich bitte um Entschuldigung, aber sooo wichtig ist der Penis dann doch nicht für die weibliche Lust. Vielleicht entspannt Euch das ja auch ein wenig.
Dann haben wir ja auch noch den G-Punkt, diese Ansammlung von prostata-ähnlichem Gewebe, das sich um die Harnröhre schmiegt. Bei Lust schwillt dieser Bereich an und verursacht bei so mancher Frau Lustgefühle. Wer hier empfindsam ist, kann durch die gezielte Stimulation nicht nur einen besonderen Höhepunkt erleben, sondern unter Umständen auch noch ejakulieren. Aber nur, wer hier empfindsam ist. Und das sind nicht alle Frauen. Manche Frauen fühlen sogar gar nichts und andere verspüren nur Harndrang. Und wieder andere finden diese geheime Stelle nur zusammen mit einem bestimmten Partner und mit dem nächsten nicht mehr. Und auch nicht jede Frau findet es erstrebenswert, das Bett tatsächlich mit einer eigenen Ejakulation zu befeuchten. Abgesehen davon, dass Squirting im Gegensatz zur männlichen Ejakulation gar nicht mit einem Orgasmus verbunden sein muss. Der G-Punkt ist daher eine etwas unzuverlässige Adresse für einen sicheren Orgasmus.
Hotspot Nummer Eins ist und bleibt die Klitoris. Dank der australischen Chirurgin Helen O’Connell wissen wir seit 1998 (!), dass sich die Klitoris weit über die sichtbare und hochempfindliche Spitze hinaus mit einem schlauchfömigen und bis zu zehn Zentimeter langen Schwellkörpergewebe in das Innere des Körpers zieht und den Vaginaleingang und die Harnröhre umschließt. Wenn wir also diese kleine Perle mit ihren 8000 Nervenenden am oberen Ende der inneren Labien stimulieren, ist das der sicherste Weg zu einem Orgasmus. Und was können wir da alles nehmen? Unsere Hände, die Sofalehne, einen gezielten Wasserstrahl, Auflegevibratoren, die sich schön an den Körper schmiegen, alle anderen Vibratoren. Apropos Auflegevibratoren, ich finde ja, da könnten die Entwickler gern noch etwas mehr Arbeit investieren. Denn davon brauchen wir definitiv mehr!
Auflegen, reinstecken, rumrubbeln? Es gibt kein Patentrezept für die beste Selbstbefriedigung. Was ja auch gut ist, weil wir dadurch viel mehr Möglichkeiten haben und immer wieder etwas Neues entdecken können. Auch unsere Vorlieben können sich im Laufe der Zeit verändern. Und dann gibt es zudem noch dauernd neues Spielzeug. Yippie, es gibt also immer wieder etwas zu entdecken, wenn wir nur experimentierfreudig genug sind! Überlassen wir unsere Lust nicht jemand anderem, nehmen wir sie lieber selber in die Hand! Werfen wir das Kopfkino an und lassen unsere Fantasie spielen. Und wenn wir das getan haben, weihen wir unseren Partner ein. Das wird dem mit Sicherheit sehr gefallen.
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