Ob die Männer hierzulande sich wohl auf das einlassen würden, was gerade in einem kleinen australischen Städtchen vor sich geht? Toowoombas Bürger haben ihre Stadt zur „City free from Porn“ erklärt, zur pornofreien Stadt. Da sich Pornos technisch gesehen nicht aus dem Internet entfernen lassen, haben die Männer freiwillig einen Schwur über ihren Pornoverzicht geleistet. Es ist ein symbolischer Akt sein, der auf die Gefahren des Pornokonsums hinweisen soll. Ob sie sich auch wirklich daran halten, werden wir vermutlich nie erfahren. Wie viele Männer interessieren sich überhaupt für den Sex auf dem Bildschirm? Das weiß auch keiner so genau. Man geht von 70 Prozent aller Männer aus. Das können aber auch mehr oder weniger sein. Und gucken die dann jeden Tag? Oder nur einmal in der Woche? Keine Ahnung. Man weiß nur, dass sie es tun. Immerhin betrifft jeder dritte Download und jede vierte Suchanfrage im Internet Pornografie. Und warum gucken Männer Pornos? Das ist von Mann zu Mann und von Situation zu Situation unterschiedlich. Mir sind zehn Gründe eingefallen. Wer noch etwas anderes weiß, der* sei herzlich eingeladen, uns dies zu schreiben!
- Langeweile. Es gibt Menschen, die haben immer etwas zu tun. Andere langweilen sich sehr schnell und werden dann mehr oder weniger aktiv. Was kann man gegen Langeweile ausrichten? Sich eine Beschäftigung suchen, richtig. Wir können unsere Freunde abtelefonieren, Sport machen oder shoppen gehen, ein gutes Buch lesen, kochen und essen, einen Urlaub planen, zur Weinflasche greifen, den Fernseher einschalten. Oder den PC. Das ist so herrlich einfach, kostet kein Geld und macht auch noch Spaß.
- Allein sein. Mittlerweile gibt es viele Menschen, die allein leben. Die einen sind damit glücklich und zufrieden. Die anderen fühlen sich tatsächlich allein. Soaps sind für Frauen oft eine wunderbare Möglichkeit, am Leben anderer teilzuhaben und sich mit den Darstellern zu identifizieren. Man liebt und leidet mit. Männer gucken Pornos. Da wird zwar weniger gelitten und geliebt, dafür umso mehr in Körperöffnungen geschaut. Auch das ist eine Art von Intimität. Und immerhin haben Männer ja auch oft ihre Lieblingsdarsteller, über deren Leben und Schaffen sie genauestens informiert sind.
- Kein Gequatsche. Ich erinnere mich bis heute an den Ausspruch eines Mannes, der einer Frau ein paar Drinks ausgegeben hatte und dann allein nach Hause gehen musste: „Wie, kein Sex? Und wofür habe ich dann jetzt die Drinks bezahlt?“ Tja, mit einem Porno kann einem das nicht passieren. Dafür sind kein langes Herumgerede, kein Überreden und kein Überzeugen nötig. Sex ohne Zeitverschwendung und ohne Investitionen.
- Schüchternheit. Was sich im wahren Leben oft als hinderlich beim Aufreißen erweist, ist beim Pornogucken völlig egal. Es braucht kein Selbstbewusstsein und auch keine besonderen Tricks, hier die tollsten Frauen auf den Bildschirm zu bekommen. Apropos toll. Frauen, die einen auf der Straße nicht einmal ansehen würden, ziehen sich im Porno aus und lassen den Mann tief blicken. Da kann schon einmal ein Gefühl von Überlegenheit aufkommen.
- Stress. Sex ist eine gute Möglichkeit, Stress oder Druck abzubauen. Wenn jedoch gerade keine Partnerin verfügbar ist und die auf diese Art von Sex keine Lust hat, gibt es ja immer noch die Selbstbefriedigung. PC einschalten, Fantasie konsumieren, rubbeln und los geht’s. Schon ist der Orgasmus da und Mann kann sich endlich entspannen. Und vielleicht gleich noch etwas weiter stöbern.
- Keine sexuelle Langeweile. Pornos sind unglaublich breit gefächert. Für jeden noch so ausgefallenen Geschmack ist etwas dabei. Jeder Frauentyp ist vertreten ob das nun Haut- oder Haarfarbe, Figur, Behaarung oder das Alter betrifft. Jede sexuelle Spielart lässt sich finden. Viele Menschen trauen sich nicht, mit dem Partner über ihre Fantasien und Wünsche zu sprechen oder sie gar auszuleben. Manche wollen ja auch gar nicht. Dann sind Pornos eine gute Möglichkeit, heimlich und unausgesprochen all das anzusehen, was Mann sich wünscht, ohne sich mit dem Partner oder sich selber darüber auseinandersetzen zu müssen.
- Sexuelle Probleme. Beim Sex mit dem Partner kann so einiges passieren: Die Erektion bleibt aus oder fällt zu einem unpassenden Zeitpunkt in sich zusammen. Ein Mann kommt zu früh, zu spät oder gar nicht. Der Partner hat keine Lust oder will plötzlich nicht mehr weitermachen. Versagensängste blockieren. Beim Pornogucken ist das alles egal. Niemand meckert, macht Druck oder schaut traurig, wenn es nicht nach allgemeiner Zufriedenheit verläuft. Einfach machen und kommen. Prima.
- Fremdgehen verboten. Wer was als Fremdgehen bezeichnet, ist eine Frage der Definition. Zwar fühlen sich manche Partner durch den Pornokonsum betrogen. Aber richtiges Fremdgehen ist das ja eigentlich nicht. Auf diese Weise kann Mann andere Frauen genießen, ohne sich schuldig fühlen zu müssen. So lange er nicht erwischt wird, versteht sich. Bis dahin gibt es zuhause auch keine Eifersuchtsszenen oder anderen Stress.
- Unabhängigkeit. Wo wir gerade zuhause sind. So mancher Mann fühlt sich nicht nur in sexueller Hinsicht von seinem Partner abhängig. Sex ist einfach nicht immer dann verfügbar, wenn er gerade Lust hat. Seien es Beziehungsprobleme, Krankheiten oder Menstruationsbeschwerden, in jeder Beziehung gibt es temporäre Unpässlichkeiten. Wer dann nicht warten oder sich mit Gnadensex begnügen möchte, greift gern zum Porno. Hier ist immer alles möglich. Auch für Singles.
- Einfach mal der Hengst sein. Im den meisten heterosexuellen männerorientierten Pornos ist der Mann der Hengst. Er ist allzeit bereit, omnipotent und unwiderstehlich. Er bekommt jede Frau. Er muss nicht diskutieren, nicht höflich sein und keine Erwartungen erfüllen. Er kann einfach machen. In Beziehungen geht das selten und muss auch gar nicht sein. Denn hier hat der Sex ganz einfach andere Qualitäten. Im Porno jedoch kann ein Mann abtauchen und sich ganz seiner Allmachtsfantasie hingeben. Ohne Wenn und Aber.
*Der Einfachheit halber verwende ich in diesem Beitrag die männliche Form. In welchen Passagen Frauen mit gemeint sind, mag der Leser selber entscheiden.
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