Wie fühlt sich Prostatasex an?

Das ist wirklich eine gute Frage, auf die ich wohl niemals eine befriedigende Antwort finden werde. Befriedigend, haha. Das Problem besteht ganz einfach darin, dass ich keine Prostata habe. Schließlich bin ich eine Frau. Damit habe ich alles, was ich für weibliche sexuelle Erfahrungen benötige. Und ich kann mir auch vorstellen, wie es ist, aus der Männerperspektive in eine Frau einzudringen. Ich kann die Bewegungen nachahmen und auf eine gedankliche Reise gehen. Ich kann es nicht nachfühlen, nur imitieren. Selbst wenn ich mir einen Strap-On umschnalle und selber in die aktive Rolle gehen, fühle ich nichts.

Neulich hatte ich tatsächlich kurzfristig einen Penis. Allerdings nur virtuell. Ich durfte mir in der Spiegel-Online-Redaktion einen Porno durch eine VR-Brille ansehen. Hoppla, dachte ich, als ich an mir herunter schaute. Was für ein Ding! Und dann kam da diese Frau auf mich zu, beugte sich nieder und nahm meinen virtuellen Schwanz zwischen ihre Brüste. Interessante Perspektive, dachte ich noch. Und schon war der Film zu Ende und vier Augenpaare blickten mich fragend an: „Uuund, wie war es?“ Ich wusste es nicht genau. Es war ja nichts da zum Anfassen und Fühlen. Und wenn ich schon mit dem Penis Probleme habe, wie soll ich herausfinden, wie sich die Stimulation der Prostata anfühlt? Aber so schnell gebe ich ja nicht auf. Deshalb habe ich mich auf die Suche nach Antworten gemacht.

Lasst Euch nicht abschrecken

Über Sex zu reden, ist eine Sache. Aber über die Lust am Po zu sprechen, ist noch einmal eine ganz andere. Dafür ist das Thema eben doch mit zu viel Scham verbunden. Und deshalb erzählen Männer nicht so richtig gern von ihren analen Erfahrungen. Dabei scheint es hier jede Menge Gefühle zu geben, wenn Mann es denn zulässt.

Die Prostata hat einen ähnlichen Status wie der G-Punkt. Mann hat schon einmal davon gehört, weiß aber nicht so recht etwas damit anzufangen. Nun ist der Zugang erschwert, da sich die Prostata ja nicht durch eine Vagina ertasten lässt sondern nur durch den Anus. Das ist eine große Hürde, keine Frage. Es gibt Männer, deren Po absolutes Sperrgebiet ist. Sie mögen vielleicht an ihrer Partnerin herumfummeln, sie mögen dort vielleicht sogar mit ihrem Penis eintauchen. Aber wenn es um ihren eigenen Anus geht, nein wirklich nicht. Ängste, Vorurteile und starre Rollenzuweisungen halten sie von dieser Erfahrung ab. Dabei wäre es aus meiner Sicht ja gerade spannend, diese andere Seite zu erleben. Sich nehmen zu lassen, sich hinzugeben, in sich eindringen zu lassen. Ihr habt die Möglichkeit, nutzt sie! Der Anus ist unisexuell, hier gilt gleiches Recht für beide Geschlechter. Hier ist alles gleich, abgesehen von der Prostata. Hmpf.

Natürlich werden Ängste auch durch Prostata-Untersuchungen geschürt. In der Arzt-Patient-Situation ist immer ein anderer der Ansager, nur nicht der Patient. Der steht da und muss die Hosen herunterlassen. Dieses Setting ist nur für Menschen mit bestimmten Vorlieben interessant. Alle anderen fühlen sich hilflos und ausgeliefert. Und der nun folgende Griff in den Anus ist wahrlich kein erregender. Da haben wir die oben erwähnte Parallele zum G-Punkt. Dessen Berührung ist auch nur dann lustvoll, wenn schon Erregung da ist. Dann füllt er sich wie die Prostata mit Flüssigkeit und tritt erhaben hervor. Aber vorher? Berührung nein danke. Wir alle kennen den Unterschied zwischen lustvoll und abtörnend. Und eine Prostata-Untersuchung ist definitiv abtörnend. Deshalb braucht sich auch niemand nach einer solchen Untersuchungen zu fragen, wie „ein Schwuler hier nur Lust empfinden kann“. Kaum jemand wird diese Situation erregend finden. Wir Frauen flippen ja auch nicht vor Lust aus, wenn der oder die GynäkologIn ein medizinisches Untersuchungsgerät in unsere Vagina einführt.

Die geheime Lust der Männer

Und dann gibt es Männer, die sich selber schon ganz genau erforscht haben. Männer, die Sex mit anderen Männern haben. Männer, die alle möglichen Analtoys ausprobieren und dabei ihre Prostata entdecken. Männer, die in Analmassage-Kursen lernen, wie empfindsam ihr Rektum ist und wie unglaublich erfüllend eine Prostatamassage sein kann. Das sind die Männer, die wir suchen. Was haben sie erlebt? Welche Gefühle kommen da hoch? Wir Frauen kennen das, diese totale Hingabe, den anderen aufnehmen, sich fallen lassen. Männer denken in der heterosexuellen Verbindung dann ja doch immer, dass sie etwas tun müssen, sich bewegen müssen. Sie hoffen, dass ihr Penis hart bleibt. Sie konzentrieren sich auf ihre Partnerin und tragen selbsternannt die Verantwortung für ihren Orgasmus auf ihren Schultern. Ganz loszulassen ist da schwer.

Und jetzt komme ich endlich zu dem Gefühl: Beim Analsex können Männer die Kontrolle abgeben. Einfach entspannen und machen lassen. Und bei der Prostatastimulation erfahren sie etwas ganz ähnliches wie Frauen beim G-Punkt. Die erste Berührung kann bei beiden unangenehm sein, vor allem ohne Erregung. Und wie auch bei der Massage des G-Punktes kann es sein, dass das Gefühl entsteht, die Blase sei voll. Dagegen hilft hier wie dort das Entleeren vor dem Sex.

Die Prostatastimulation muss ebenso nicht zwangsläufig auf einen Höhepunkt hinauslaufen. Aber sie kann es. Und dann scheint der Orgasmus viel intensiver zu sein. Männer können richtige Ganzkörperorgasmen erleben. Ihr sonst in der Lust so herausragender Penis verschwindet regelrecht in einer Gefühlsexplosion, wird fast unwichtig. Sie fühlen die Lust in sich drin. Es kribbelt und zittert am ganzen Körper. Einige Männer berichten von intensiven Glücksgefühlen, andere von Lust und Geilheit. Sie beschreiben diesen Orgasmus als intensiver und erfüllender als den durch die reine Penisstimulation hervorgerufenen. Das kennen wir vom G-Punkt. Auch hier beschreiben einige Frauen ihre Gefühle als intensiver und durch den ganzen Körper gehend.

Mein Fazit: So betrachtet habe ich eine Idee von dem Gefühl, dass Männer beim Sex mit ihrer Prostata haben. Schreibt uns doch auch von Euren Erfahrungen!

Veröffentlicht auf https://www.orion.de/blog/wie-fuehlt-sich-prostatasex-an/

Das Foto verwende ich mit freundlicher Genehmigung des Künstlers.

Leave a Comment: