Irgendwann geht es bei jeder Frau los. Wann genau, ist sehr unterschiedlich. Das kann in Ausnahmefällen schon mit neun Jahren der Fall sein und in anderen auch erst mit fünfzehn Jahren. Eine ziemliche Bandbreite also. Die meisten Mädchen sind dann allerdings mit dreizehn im Club der Menstruierenden aufgenommen.
Auch wie wir damit umgehen, ist höchst individuell. Die einen erschrecken sich, die anderen freuen sich. Immerhin ist das der offizielle Beginn der Frauwerdung. Zuhause, in der Schule oder im Internet wird Aufklärungsarbeit betrieben, so dass die erste Periode zwar nicht wie aus heiterem Himmel über uns kommt. Aber da wir ja nicht wissen, wann es nun genau losgeht, kommt sie eben doch überraschend. Wie auch später im Leben immer mal wieder. Ups, ist es etwa schon wieder soweit?! Und ist sie erst einmal da – und sie bleibt uns bis zur Menopause erhalten -, beginnt unwiderruflich die Sache mit der Hygiene. Und da gibt es tatsächlich noch mehr jenseits von Tampons und Binden.
Tampons: Kleine weiße Wattezylinder in verschiedenen Größen, deren Vorteil klar auf der Hand liegt: Sie verrichten unsichtbar im Körperinneren ihre Dienste. Sport, Sauna, Shoppen – solange sie nicht vollgesogen sind, beeinträchtigen sie unseren Alltag kaum. Sie werden je nach Stärke der Blutung von klein bis extra groß eingeführt und nehmen das Blut direkt an Ort und Stelle auf. Mit einem Rückholbändchen sind sie leicht wieder herauszuziehen. Eine (fast) saubere Angelegenheit. Apropos sauber: Vor dem Einführen sollten die Hände gewaschen werden, andernfalls können Bakterien in die Vagina gelangen. Wenn das nicht möglich ist, gibt es Tampons mit einer Einführhilfe. Worauf man achten sollte ist, die Stärke des Tampons an die Stärke der Blutung anzupassen. Gerade am Anfang und Ende einer Regel ist die Blutung nicht so stark und ein zu großer Tampon trocknet die Scheidenschleimhaut unnötig aus. Das kann beim Herausziehen zu Beschwerden führen.
Binden: Gerade für die leichteren Tage der Regel, eine Tamponpause, Anfängerinnen oder Tamponablehnerinnen eignen sich Binden, die es in Hülle und Fülle gibt. Von ganz dünn bis extra saugstark ist für jeden Tag und jeden Geschmack etwas dabei. Der Vorteil besteht darin, dass eine Frau sich nichts einzuführen braucht und also auch unter unhygienischen Bedingungen auf der sicheren Seite ist. Zudem gibt es keinen Kontakt mit dem Blut, wie etwa beim vollgesogenen Tampon-Rückholbändchen. Die Binde wird im Slip festgelebt und kann leicht ausgewechselt werden. Tampons und vor allem auch Binden sollten übrigens extra entsorgt und nicht in die Toilette geworfen werden.
Stoffbinden: Ein Produkt für die Nachhaltigkeit. Denn diese Binden werden nicht weggeworfen, sondern ausgewaschen. Und laut Hersteller haben sie nichts mit den Stoffbinden unserer Großmütter zu tun. Sie sind aus Bio-Baumwolle und halten mit einem Nylonkern das Blut sicher zurück. Eingelegt werden sie wie herkömmliche Binde, jedoch nicht festgeklebt, sondern mit einem Druckknopf verschlossen. Nach Gebrauch ab in die Waschmaschine und fertig! Für unterwegs sollte man sich eine gute Verstaumöglichkeit überlegen oder auf Wergwerfbinden zurückgreifen.
Soft-Tampon: In meinen Augen sind diese etwas für mutige Frauen, die keine Angst vor ihrem Körper haben. Der Clou und gleichzeitig das Problem: Sie haben kein Rückholbändchen, das verräterisch herausguckt. Wobei sich das beim herkömmlichen Tampon auch im Scheideneingang verstecken ließe. Dafür sind sie aus weichem Schaumstoff und können beim Geschlechtsverkehr kaum spürbar ganz einfach in der Vagina verbleiben. Verloren gehen kann ja nichts, schließlich hat eine Vagina mit dem Muttermund ein geschlossenes Ende. Aber es kann schon eine Herausforderung sein, den Soft-Tampon mit den Fingerspitzen aus dem hinterletzten Winkel wieder herauszuziehen. Dabei ist auch der direkte Kontakt zum Menstruationsblut vorprogrammiert, nichts für schwache Gemüter. Anderseits trocknen sie die Scheidenschleimhaut nicht aus. Das wäre dann wieder ein Pluspunkt. Und der ungestörte Sex natürlich. Aber wer sagt denn, dass sich Sex und Menstruationsblut ausschließen?
Naturschwämmchen: Diese sind ähnlich dem Soft-Tampon zu verwenden, bestehen jedoch aus Naturmaterial. Großer Pluspunkt: Sie sind wiederverwendbar und schonen damit den Geldbeutel. Schwämme sind im trockenen Zustand ja eher sperrig, das kennen wir aus der Badewanne. Da ist es auch immer wieder erstaunlich, wie viel Flüssigkeit sie aufnehmen können. So ein Menstruationsschwämmchen wird deshalb zuerst angefeuchtet, ausgedrückt und dann erst eingeführt. Wie häufig es gewechselt werden muss, hängt von der Blutungsstärke ab. Gereinigt wird es zuerst unter kaltem und dann erst unter warmem Wasser. Unterwegs hat diese Methode einen ganz großen Nachteil: In den allermeisten öffentlichen Toiletten befindet sich das Waschbecken außerhalb des WCs. Und wer möchte schon mit einem blutigen Schwämmchen durch die Gegend spazieren und es unter den Augen anderer Toilettengängerinnen auswaschen? Ganz zu schweigen von den modernen Restaurants und Bars, wo sich Frauen und Männer die Waschbecken teilen?!
Menstruationstasse: Ha! Hier kommt etwas ganz Verrücktes. Kein Material, welches das Blut aufsaugt, sondern eine kleine Tasse aus Silikon, die direkt unter dem Muttermund platziert das Blut aufnimmt. Kein Bändchen, kein Austrocknen. Wiederverwendbar, kostengünstig. Je nach Blutungsstärke gibt es unterschiedliche Größen. Allerdings muss man sich auch hier mit dem eigenen Körper auseinandersetzen, denn die kleine Tasse muss gut platziert und auch wieder herausgeholt werden. Anderseits heißt es, ein einziger Wechsel am Tag reiche aus. Unterwegs haben wir ein ähnliches Problem wie mit dem Schwämmchen, denn das Blut muss entfernt und die Tasse ausgewaschen werden. Besonders toll finde ich die Marke RubyCup, denn hier erhält für jedes verkaufte Produkt ein Mädchen in Kenia ebenfalls eine Menstruationstasse. Und damit kann ich auch gleich zum letzten Teil übergehen.
Thinx: Was für uns selbstverständlich ist, nämlich mal eben schnell die Hygieneartikel einzukaufen, gestaltet sich für Frauen in sehr vielen Ländern auf der Welt als sehr schwierig. Und so haben sich drei New Yorkerinnen zusammengetan und Thinx entwickelt: Menstruationsunterwäsche mit eingebauten Binden. Vier Schichten nehmen das Menstruationsblut auf und sorgen dafür, dass die Mädchen und Frauen trotz ihrer Regel am normalen Leben teilnehmen können. Denn auch das ist nicht selbstverständlich. Mehr als 100 Millionen Mädchen können während ihrer Menstruation nicht zur Schule gehen.
Es ist nicht automatisch deshalb gut, nur weil wir es schon immer so machen. Oft lohnt es sich, auch einmal einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Vielleicht haben Euch die Menge oder die Kosten der Wegwerf-Artikel schon lange gestört. Oder die Anwendung oder wasauchimmer. Dann inspiriert Euch dieser Beitrag vielleicht dazu, etwas anderes auszuprobieren. Vielleicht stellt Ihr auch fest, dass die neue Methode Eure Menstruation erträglicher macht. Ich jedenfalls finde es toll, wenn sich Menschen Gedanken machen, wie sie die Welt mit kleinen Dingen etwas schöner machen können. Deswegen sage ich Daumen hoch zu RubyCup und Thinx!
Veröffentlicht auf orion.de