Wer im Internet die Begriffe „Sexdating“ und „Paar“ eingibt, findet zahllose Sexportale für Paare, die sich mit anderen Paaren zum Sex treffen. Kann man so machen, aber darum geht es hier nicht. Die Rede soll vielmehr davon sein, dass sich Partner innerhalb einer Beziehung zum Sex miteinander verabreden. Denn es muss gar nicht so weit kommen, dass das Liebesleben einschläft.
Paare, deren Liebesleben nur noch schwach pulsiert, für die könnte „Sexdating“ die Lösung sein. Nun mögen manche einwenden, dass das doch recht unromantisch sei. Viel schöner ist es doch, wenn sich der Sex aus dem Beisammensein spontan und von allein entwickelt. Ja, wenn er das tut, ist das auch ganz wunderbar. Wer sich aber erst einmal in einer längeren Partnerschaft befindet und womöglich eine Familie gegründet hat, weiß, wie selten man überhaupt Zeit füreinander hat. Wer hat schon einmal diese oder eine ähnliche Unterhaltung geführt? Hände hoch!
„Wann machen wir denn mal wieder etwas zusammen?“
„Nächste Woche Montag? Da fällt bei mir Sport aus!“
„Ne, da kann ich nicht, da habe ich Müttertreffen von der Krabbelgruppe.“
„Hm, dann könnte ich mir noch den Freitagabend freischaufeln.“
„Da habe ich doch immer Yoga, ist auch schlecht.“
„Hm, Samstagabend kommen meine Eltern. Wie wäre es mit Sonntagmorgen?“
„Am Wochenende mache ich die Fortbildung. Deswegen hast du ja auch die Kinder…“
Ich kann die vielen Hände, die sich jetzt in die Luft recken, förmlich sehen. Ein spontanes und dabei auch noch ausgefülltes Liebesleben hat da wenig Platz. Natürlich kann man auf die Schnelle spätabends oder frühmorgens übereinander herfallen. Ab und zu mag das auch ganz schön sein. Aber auf Dauer geht auch dabei die Romantik flöten. Und irgendwann fühlt sich einer von beiden benachteiligt, vernachlässigt, gelangweilt. Es hilft also nichts, raus mit dem Kalender und langfristig planen!
Möchte man zusammen ins Kino gehen, ergibt sich das zwischendurch sicher auch einmal spontan. Will man hingegen den neuesten Blockbuster sehen und möchte dafür auch noch gute Plätze haben, lohnt es sich durchaus, Karten zu reservieren. Das bedeutet, man muss den Abend planen. Wann haben wir beide Zeit? Wohin mit den Kindern? Gehen wir vorher etwas essen? Haben wir hinterher noch Zeit für einen Absacker? Und dann kommt die Vorfreude. Denken wir doch einmal an Star Wars. Was war das für eine Aufregung! Überall Werbung, wochenlang haben sich die Fans begeistert auf den Film gefreut. Alles spekulierte darüber, wie der Film wohl sein würde. Und dann war es endlich soweit! Fragt man die Fans, dann hat genau diese wochenlange Vorfreude den Genuss noch einmal so richtig gesteigert. Warum sollte es beim Sex nicht auch so sein? Vorfreude ist die halbe Miete. Stellt Euch vor, Ihr wisst, dass Ihr Euch für den übernächsten Abend mit Eurem Partner oder Eurer Partnerin für ein Schäferstündchen verabredet habt. Wie könnt Ihr Euch darauf vorbereiten? Was könnt Ihr alles miteinander anstellen? Was braucht Ihr? Was wollt Ihr dem anderen geben? Was könnt Ihr machen, damit sich beide wohlfühlen?
Es ist soweit, der Termin ist da. Keine Lust? Kein Problem! Lust muss für ein solches Schäferstündchen nicht schon vorher da sein. Sie kann auch entstehen, während man zusammen ist und sich miteinander beschäftigt. Der Appetit kommt beim Essen, wie es so schön heißt. Das gilt gerade und besonders für Sex. Für die weibliche Sexualität hat die Sexualforscherin Rosemary Basson ein Modell entwickelt, dass sich genau mit dieser Art der „Lustgewinnung“ beschäftigt. Hiernach kann das Verlangen auch im Verlauf eines sexuellen Kontakts, gleichzeitig mit oder nach der sexuellen Erregung entstehen. Das hängt damit zusammen, dass wir durch die körperliche Nähe auch unsere nicht-sexuellen Bedürfnisse nach Nähe, Akzeptanz und Geborgenheit befriedigen. Und genau deshalb kann Sex ohne Orgasmus überaus befriedigend und zufriedenstellend sein. Aber es ist gar nicht so wichtig, jedes Mal tatsächlich miteinander zu schlafen. Es reicht auch schon, miteinander zu kuscheln, sich wirklich innig zu küssen und zu umarmen und sich auf diese Weise nah zu sein. Beim Kuscheln schüttet der Körper das Bindungshormon Oxytocin aus. Das beruhigt und lässt uns wohlig erschaudern. Und auch wenn es sich um ein Sexdate handelt, sollten wir uns nicht unter Druck setzen. Denn der hemmt ja gerade die Lust. Das Gute ist allerdings, dass bei dieser Art der Verabredung keiner den Anfang machen und befürchten muss, abgewiesen zu werden.
Für eine Beziehung ist es ganz wichtig, sich immer wieder bewusst Zeit füreinander zu nehmen. Genau das fällt aber im Alltag gern einmal hinten über. Die Gespräche über den Job, die Kinder, die Schwiegereltern, die Nachbarn oder über Geld sind keine Gespräche, bei denen es um das Paar als solches geht. Es sind Gespräche über die Rahmenbedingungen. Ein hingehauchter Kuss im Hinausgehen, eine flüchtige Umarmung beim Nachhause Kommen reichen nicht aus, um Nähe zu erzeugen. Sehr viel Zeit füreinander zu haben, bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass hier die Leidenschaft jeden Tag Einzug hielte. Bei Paaren, die ständig zusammen sind, geht sie ganz im Gegenteil auch schnell flöten. Wichtig ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz. Und Zeiten, in denen es eben nur um das Paar geht und Nähe und Intimität eine Chance zur Entfaltung haben.
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