Bye-bye, Bodyshaming: Wir sind toll, so wie wir sind!

„Bodylove". So hieß vor einiger Zeit die Kampagne gegen Diskriminierung, Mobbing und Body Shaming von Silvana Denker aus Netphen in Nordrhein-Westfalen. Und Bodylove brauchen wir. Ganz viel sogar. Denn wir müssen endlich lernen, uns so zu lieben, wie wir sind. Aber das können wir nicht. Stattdessen schämen wir uns für unseren Körper. Dafür steht der Begriff Bodyshaming (Körperscham). Davon sind nicht nur Frauen betroffen, die nicht den üblichen 60-90-60 entsprechen. Denn auch die anderen haben ja tatsächlich häufig etwas an ihrem Aussehen auszusetzen.

Wie sollen Frauen, die unzufrieden mit ihrem Körper sind, Spaß am Sex haben?

Insgesamt sind Frauen nicht nur ein bisschen unzufrieden, nein es geht ihnen sogar richtig schlecht damit. Laut einer britischen Studie sind sage und schreibe 90 Prozent aller Frauen zwischen vierzig und fünfzig so unglücklich, dass sie Angst haben, in den Spiegel zu schauen. Wie aber soll eine Frau, die derart unzufrieden mit ihrem Körper ist, Spaß am Sex haben? Denn während wir auf der einen Seite propagieren, wie gut uns Sex tut und wie wichtig er doch für die Liebe sei, werden auf der anderen Seite Schönheitsideale verbreitet, denen die meisten Frauen nicht entsprechen und die sie nur unter Druck setzen. Und die ihnen auch die Lust und das Selbstvertrauen nehmen. Das passt doch nicht zusammen. Silvana Denker selbst entspricht übrigens so gar nicht dem gängigen Schönheitsideal, denn sie ist Model für Übergrößen. Und sie ist Fotografin. Ihre Bekanntheit nutzt sie, um sich in ihrer Kampagne für ein realistischeres Frauenbild einzusetzen. Dazu lichtet sie mittlerweile weltweit Frauen und auch Männer jeglicher Statur in Unterwäsche ab.

Die Gefahr der Medien

Mal ehrlich, wenn alle gleich aussähen, wie langweilig wäre das?! Selbst wenn sie alle so aussähen wie die Menschen aus den Hochglanzmagazinen. Schließlich gibt es viele Männer, die lieber etwas in der Hand haben möchten. Sonst gäbe es wohl auch keine Reality-Pornos mit ganz normalen Frauen. Ich habe mir sagen lassen, dass die gerade sehr beliebt sind. Und übrigens gibt es genauso viele Männer, die selber nicht dem Schönheitsideal des athletisch gebauten Körpers entsprechen. Was auch wieder gut ist, denn darauf stehen ja auch nicht alle Frauen. Vielfalt also. Und das nicht nur in sexueller Hinsicht. Wobei es nicht nur darum geht, wer auf wen steht, ich weiß.

Es geht vielmehr darum, wie wir uns fühlen. Aber dieser ganze mediale Wahnsinn von Germanys Next Topmodel bis hin zu den Nackten auf der Insel zeigt uns immer wieder nur die scheinbar perfekten Menschen. Zumindest äußerlich betrachtet. Und dann fühlen wir uns schlecht, wenn wir nicht auch so aussehen. Ein Hoch also auf alle die Frauen, die sich vermehrt öffentlich so zeigen, wie sie sind. Mit ihren Rundungen und Falten.

Körperliche Makel sind Teil unserer persönlichen Geschichte

Aber es geht ja noch nicht einmal nur darum. Da gibt es auch noch die gefürchtete Cellulite, die zu große oder zu kleine Körbchengröße oder postnatale Schwangerschaftsbäuche. Bei diesen Bäuchen finde ich es besonders bedauerlich. Denn immerhin wächst in einer werdenden Mutter neun Monate lang ein neues Leben heran. Aber anstatt darauf stolz sein zu können und die Spuren, die der Bauch auch nach der Geburt hinterlässt, mit Würde zu betrachten, schämen sie sich dafür. Natürlich haben auch daran wieder die Medien einen großen Anteil. Denn auch hier wird nur abgelichtet, wenn nach der Geburt eben nichts zu sehen ist. Und es mag solche Frauen auch geben. Aber welche normale Mutter hat die Zeit und die Muße, sich mit einem Neugeborenen um ihre Figur zu kümmern?

Die neuseeländische Bloggerin Julie Bhosale wollte dagegen ein Zeichen setzen und postete Bilder ihres Schwangerschaftsbauches direkt und 14 Wochen nach der Geburt ihres Babys. Sie will Hoffnung vermitteln und ich denke, das ist ihr auch gelungen. Dabei ist sie nicht die einzige geblieben, die ihren Bauch veröffentlicht hat. Andere haben nachgezogen. Es bleibt zu hoffen, dass auch hier langfristig ein Umdenken und vor allem auch Verständnis einsetzen.

Mehr als nur „Aussehen“

Ok, mal ganz ehrlich: Ich bin auch wie ich bin. Und auch ich habe nach dem allgemein geltenden Schönheitsideal wirklich ein paar Kilo zu viel auf den Hüften. Das könnte ich bestimmt einmal angehen. Aber ich esse viel zu gerne. Außerdem bin ich zu faul und meistens auch viel zu hungrig. Würde ich sagen, dass mir das zusätzliche Gewicht gar nichts ausmacht, wäre das glatt gelogen. Immerhin passe ich nicht mehr in meinen Lieblingsmantel. Grrr. Das nervt mich. Soll ich mich nun schlecht fühlen? Nein, danke. Es geht im Leben doch um mehr als perfekte Körpermaße. Und dann hat mir neulich auch noch jemand gesagt, ich müsse ein paar Kilo abnehmen, wenn ich ein Hingucker sein wolle.

Aber ist es das, was wir sein wollen? Hingucker? Wollen wir nicht viel lieber für das anerkannt werden, was wir leisten oder wofür wir stehen? Für unseren Humor, für unsere Begeisterung, für unser Engagement? Also für das, was uns wirklich ausmacht? Für das, was uns wahre Größe verleiht? Äußere Schönheit ist vergänglich. Und worauf wollen wir bauen, wenn sie vergeht? Oder wenn wir sie gar nicht erst haben? Wir sind doch dann nicht weniger wert. Aber genau diese Denkweise ist es, die vor allem Frauen in ihrer Entfaltung hindert. Deshalb finde ich es ganz großartig, dass immer mehr Frauen an die Öffentlichkeit gehen und zu ihren vermeintlichen Unzulänglichkeiten stehen. DAS beweist Mut und innere Stärke! Meiner Meinung nach.

Veröffentlicht auf idee für mich

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