Eins, zwei, drei – Ich wünsche mir Erregung herbei!

Neulich sagte mein Lieblings-ARD-Franzose Alfons mit seinem charmanten Akzent: „Es heißt, Fleisch sei krebserregend!“ Dann machte er eine dramaturgische Pause und fuhr fort: „Ist mir doch egal, wovon Krebse erregt werden!“ Es dauerte etwas, bis dieses Wortspiel bei mir und dem Publikum ankam. Dann fand ich es großartig und schreckte mit meinem lauten Lachen vermutlich die Nachbarn aus dem Schlaf. Alfons kommt immer erst zu später Stunde (noch so eine Doppeldeutigkeit …).

Natürlich überlegte ich, was ich aus diesem Spruch wohl machen könnte. Es fiel mir sofort ein: Wovon werden wir denn eigentlich erregt? Haut. Ja. Nackt oder verpackt in Dessous, enge Herrenslips, hervorlugend aus dem Dekolleté. Ja, sicher. Auch ein intelligenter Geist, Humor usw. Aber da gibt es doch noch so einiges mehr, oder?! Und vor allem treibt uns die Frage um, was wir machen können, wenn sich die Erregung nicht spontan einstellt.

Woran merken wir, dass wir erregt sind?

Das kennen wir hoffentlich alle: Auf der physiologischen Ebene schießt das Blut in unsere Genitalien, der Penis richtet sich auf, die Vulva, also der äußere Bereich des weiblichen Genitals, schwillt an und wird feucht. Unsere Körperspannung erhöht sich. Unsere Körpermitte pulsiert und fühlt sich heiß an. Frauen können den Wunsch verspüren, in ihrer Vagina ausgefüllt zu werden, während Männer genau dort hinein möchten. Und wir alle möchten „dort unten“ berührt werden.

Aber Erregung ist auch eine höchst komplizierte Angelegenheit. An sich ist sie ein angeborener Reflex, der uns spontan ereilen kann, ohne dass wir mit ihm rechnen. Ein Blick, ein Geruch, ein Bild. Das kennen vor allem junge Männer, die ihre Erektion noch nicht so unter Kontrolle haben und im völlig falschen Moment mit einer ausgebeulten Hose dastehen. Ups! Später im Leben mögen sie sich nach dieser Spontaneität zurücksehnen.

Erregung ist nicht gleich Lust

Nicht immer nehmen wir diese körperliche Erregung überhaupt wahr. Die amerikanische Sexologin Meredith Chivers hat in einer landesweiten Studie Frauen verschiedene erotische Videoclips gezeigt und währenddessen mit einem Messgerät die Durchblutung der Vagina gemessen. Sie wollte wissen, ob die Frauen von den unterschiedlichen Darstellungen erregt werden. Die Frauen selber sollten wiederum über eine Tastatur angeben, ob sie sich erregt fühlten. Tja, was soll man sagen, physiologisch zeigten ALLE Frauen Erregung, sei es bei dem Anblick von Frauen, Männern oder kopulierenden Menschenaffen.

Selbst wahrgenommen hatten sie diese Erregung jedoch nur bei den gesellschaftlich erlaubten Konstellationen. Das heißt, die heterosexuellen Frauen fuhren auf heterosexuelle Szenen ab und die homosexuellen Frauen auf homosexuelle Szenen.

Ob wir die Erregung zulassen und spüren, hängt also ganz stark von unseren inneren Bildern ab. Darf ich erregt sein und wovon darf ich erregt sein? Und wir sehen hier auch, dass Lust und Erregung nicht dasselbe sind. Denn ich kann die Erregung auch spüren, ohne Lust dabei zu empfinden. Es kann sogar sein, dass ich dieses Gefühl in den Genitalien absolut ablehne, weil ich damit schlechte Erfahrungen oder innere Verbote verbinde. Gerade Frauen haben damit zu kämpfen, wie die Studie von Chivers zeigt. Per se ist die Erregung da und sogar nachweisbar, im Kopf wird sie aus welchen Gründen auch immer nicht zugelassen. Wir müssen uns also hinterfragen, welche Gebote, Verbote, Werte, Ideale oder Mythen und welches Selbstbild wir haben, das uns davon abhält, ebendieses mächtige Gefühl zu empfinden!

Wodurch wir uns erregen können

So, und was machen wir nun, um erregt zu werden? Am Anfang einer Beziehung reicht oft ein Gedanke an die Liebste oder den Liebsten, um uns in erotische Höchststimmung zu versetzen. Aber so wie uns die Erregung hier scheinbar aus heiterem Himmel überfällt, kann sie auch wieder ausbleiben. Und das, obwohl wir sie uns sehnlichst herbeiwünschen. Paare in langjährigen Beziehungen kennen das sehr gut. Sie erinnern sich an die erste Phase der Verliebtheit und wundern sich, dass sie nicht mehr spontan heiß aufeinander werden.

Hopfen und Malz sind aber nicht verloren, wenn sich die Erregung nicht spontan einstellt. Wir können durchaus nachhelfen. Denn es gibt bestimmte Reize, die diesen Reflex in uns auslösen. Welche das sind, muss jeder und jede für sich selbst herausfinden:

•    Bilder, Filme, Bücher, aber auch innere Fantasien mögen den einen anheizen.
•    Berührungen durch sich selbst oder den anderen, aber auch bestimmte Gerüche oder Geräusche können die andere erregen.

Der Geruch unseres Genitals hat vor allem diesen einen Zweck, nämlich uns in Stimmung zu bringen. Wenn wir also noch keine Lust verspüren, aber wissen, wie gut Sex uns tut, fangen wir einfach damit an! Tauchen wir mit unserer Nase in den Geruch unserer Liebsten oder unseres Liebsten ein und lassen uns dadurch erregen. Auch ein leises Stöhnen oder schwereres Atmen unseres Partners kann diese Erregung in uns auslösen.

Wer sich in der Autoerotik nur auf einen Reiz wie Pornografie verlässt, engt sein Erregungsspektrum ein. Deshalb macht es Sinn, auch für sich selbst auszuprobieren, wie sich die Sinne auf andere Weise beleben lassen. Vorausgesetzt, wir können uns darauf einlassen.

Veröffentlicht auf idee für mich

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