Die deutsche Schauspielerin Christine Kaufmann ist mit ihrer Forderung nach dem gepflegten „kleinen Garten“ zwischen den weiblichen Beinen fast schon wieder in Vergessenheit geraten, da kommt Madonna auf den Plan: Frauen, lasst eure Achselhaare wachsen! Ich weiß nicht, ob Madonna damit wieder als Trendsetterin glänzt oder ob sie sich einfach nur etwas möglichst Provokantes ausgedacht hat, um endlich wieder in die Schlagzeilen zu rücken. Aber auch Miley Cyrus präsentiert sich unrasiert mit pinkfarbenen gestutzten Achselhaaren. Unter https://www.tumblr.com/tagged/dyed-armpit-hair präsentieren hunderte Frauen selbstbewusst ihre behaarten und bunt gefärbten Büschel. Die politische Aussage dahinter lautet, auch unter den Armen nicht mehr den Wünschen des Mannes zu entsprechen. Die Haare wachsen lassen und nicht weiter „babyglattes Sexualobjekt“ sein.
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich das finden soll. Meinen eigenen Achselhaaren machte ich den Garaus, kaum dass sie sich zeigten. Immerhin bekam ich als fleißige Bravo-Leserin zu dem Zeitpunkt schon mit, wie über Nenas damals noch haarige Achseln gehetzt wurde. Mit der Nagelschere rückte ich den meinen also eines Tages zu leibe. Das ist nicht einfach vor dem Spiegel, weiß doch jeder, wie widerspenstig sich ein Spiegelbild verhalten kann. Ich kam jedenfalls ohne Blutvergießen davon und besserte mit Papas Rasierer nach. Ich weiß nicht, ob er sich jemals wunderte, warum seine Rasierklingen mit einem Mal schneller stumpf wurden als zuvor. Immerhin mussten die Haare an den Beinen dann ja auch weichen.
Mir fällt dabei gerade auf, dass ich tatsächlich gar nicht weiß, wie meine Achseln und Beine behaart aussehen! Doch kaum war ich erwachsen, gingen auch die Schamhaare diesen Weg. Das war damals noch keinesfalls üblich. Und genau das machte es ja so aufregend. Und ich tat es zu meinem eigenen Vergnügen. Zum Glück bleiben die Haarwurzeln beim Rasieren schön an ihrem Platz. Und so kann ich heute machen, was ich will. Im Gegensatz zu den herausgewachsten und herausgelaserten Haarwurzeln, bei denen ein Nachwachsen unmöglich ist. Vermutlich entsteht da bald der nächste Geschäftszweig: Transplantation von Haarwurzeln im Brust-, Genital- und Achselbereich.
Dann fällt mir übrigens auch noch die neue Paläo-Bewegung ein. Essen wie in der Steinzeit. Die Paläo-Ernährung sei aber nur der Anfang. Auf www.paleosophie heißt es dazu: „Vielmehr ist das Ziel der Paleo-Ernährung, die Ernährung und den Lebensstil zu finden, die am besten zu unseren genetischen Voraussetzungen passen.“ Und wen finde ich dazu auch noch im Netz? Miley Cyrus mit den blauen Achselhaaren. Denn die ernährt sich schon länger auf diese neue bzw. sehr alte Weise. Na, da passt doch alles zusammen. Allerdings bezweifle ich, dass die Höhlenmenschen auch nur im Traum daran dachten, ihre Behaarung zu färben. Das wäre dann ja auch einem Ganzkörperbad gleich gekommen.
Wohin soll das Ganze nun führen? Natürlich bin ich dafür, dass Frauen sich nicht dem jeweils geltenden Schönheitsdiktat unterwerfen. Wäre ich dafür und würde es auch leben, wäre ich gertenschlank. Gut, ich gebe es zu: Ich bin nicht deshalb nicht dünn, weil ich emanzipiert bin, sondern weil ich mich in Sachen Essen nicht im Griff habe. Ganz emanzipiert denke ich dann allerdings: Ich bin wie ich bin und wem meine Figur wichtiger ist als meine Persönlichkeit, der ist bei mir falsch. Aber sollen wir nun immer dagegen sein, wenn es um die vermeintlichen Wünsche der Männer geht? Ich persönlich mag behaarte Männerbeine und -brüste, ich mag auch Schamhaare. Achselhaare mag ich nicht. Zumindest bisher noch nicht und vor allem nicht an mir. Kann ich nicht machen, was ich will?
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